5 Theaterstücke, die du kennen solltest

Theater-Aufführung

Bekannte Theaterstücke sind Shakespeares „Romeo und Juliet“, Goethes „Faust“ und Brechts „Die Dreigroschenoper“ – es gibt Dramen für die Ewigkeit, die jegliche Katastrophen und Revolutionen der Menschheitsgeschichte überdauern. Wir, die Redaktion, haben uns anlässlich des Welttags des Theaters am 27. März 2021 etwas überlegt: Eine Stückauswahl, die sich auf bedeutende Werke stützt, die zwar zum klassischen Kanon zählen, aber seltener gespielt werden oder fast schon im Mainstream untergehen. Darüber hinaus ist es eine internationale Auswahl von Autorinnen und Autoren, die für die deutschsprachige Theaterszene von Bedeutung ist. Ein dramatischer Trommelwirbel und Vorhang auf für eine persönliche Sammlung aus der Redaktion: Diese 5 Theaterstücke solltest du kennen!

 

1. Euripides „Medea“ 


Griechisches Theater

Euripides, Sophokles und Aischylos sind die großen Namen der klassischen antiken Dichtung. Sie alle schufen heroische Frauenfiguren in Tragödien, deren Handlungen menschlicher oder göttlicher Natur waren. Deren Namen lauten etwa Elektra, Antigone und natürlich: „Medea“.  Dieses euripideische Drama von 431 v. Chr. wurde in den vergangenen zehn Jahren regelrecht inflationär an jedem renommierten Theaterhaus im deutschsprachigen Raum gespielt. Dies hängt unter anderem mit der Flüchtlingsthematik zusammen, die das Stück in Bezug auf die Flüchtlingswellen der 10er-Jahe dramatisch verstrickt. Im Mittelpunkt steht Medea, die Fürchterliche, die Hintergangene, die Liebende, Ehefrau, Hexe und Mutter adliger Abstammung. Die, welche aus Liebe das Goldene Vlies stahl und blutige Intrigen strickte und die, die aus Rache ihre eigenen Kinder abschlachtete. Es gibt verschiedene Versionen. Weitere Antikendichter, die sich dem Mythos angenommen haben: Ovid in seinen Metamorphosen, Seneca oder Apollonios von Rhodos.

 

2. Shakespeares Dramen


Theatermaske

Jedes Drama von William Shakespeare ist ein Meisterwerk. Kein anderer Bühnenautor wird so häufig aufgeführt oder gar verfilmt, wie dieser Engländer aus elisabethanischer Zeit. Jeder bedeutsame deutsche Sprachkünstler ließ sich von Shakespeare beeinflussen. Darunter sind: Lessing, Lenz, Herder, Gottsched, Goethe, Schiller und viele weitere mehr. Selbst sein lyrisches Werk, die 154 Sonette, wurde bereits für die Bühne adaptiert und vom legendären Robert Wilson 2009 am Berliner Ensemble uraufgeführt. Jahrelang hielt sich die Inszenierung, bis ein Intendanzwechsel das Stück aus dem Repertoire fegte. Zugegeben: Bei einem Titel wie „Diese 5 Theaterstücke solltest du kennen“ ist es ein wenig gemogelt, Shakespeares Gesamtwerk zu nennen. Doch legt unsere Liste weder Wert auf Vollständigkeit noch auf Absolutheit. Ein literarischer Kanon beinhaltet Dutzende, eher Hunderte Werke – unsere Auswahl kommt dem nicht im Ansatz nahe. Wer sich trotzdem ein paar Werktitel wünscht, dem empfehlen wir „Much Ado About Nothing“ (um 1598/99) oder auch „The Tempest“ (1611).

 

3. Molières „Der Menschenfeind“ 


Theatersaal

Uraufgeführt am 4. Juni 1666 im Pariser Palais Royal, spielte Jean-Baptiste Poquelin aka Molière persönlich die Hauptrolle des idealistischen Alceste in „Le Misanthrope“. Das Stück behandelt die französische Honnêteté (Aufrichtigkeit) eines Mannes, der trotz Adelstitel und dementsprechenden Verpflichtungen auf seine Unabhängigkeit besteht. So schwört sich der sogenannte Menschenfeind absolute Wahrhaftigkeit. Wie passabel er damit wegkommt, ist natürlich in der Komödie selbst enthalten. Was macht Molière für die deutsche Bühne so wichtig? Allein die Zahl derjenigen, die den Franzosen neu übersetzten und zu überarbeiteten versuchten, brilliert: Hans Magnus Enzensberger übersetzte den Menschenfeind 1979 neu, Jürgen Gosch erstellte 1983 eine neue Reimfassung und Botho Strauß schuf 1987 eine Neuübersetzung in Prosa. Allesamt Namen, die in Bezug auf deutsche Literatur und Bühne ihren ganz eigenen Prestigewert haben. Letztlich war es Molière, der die Komödie auf dasselbe Niveau mit der Tragödie erhob. Damit veränderte er europäisches Theater für die nächsten Jahrhunderte.

 

4. Elfriede Jelineks „Wolken.heim“ 


Jelinek ist Vergangenheit des postdramatischen Theaters als auch dessen Gegenwart und Zukunft. Die Werke der österreichischen Nobelpreisträgerin für Literatur werden an unzähligen Theaterhäusern inszeniert. Für ihre Wahl brandaktueller Themen, die Gesellschaft und insbesondere Politik in den Fokus der kritischen Auseinandersetzung rücken und für ihre kryptische Sprache wird Jelinek himmelhochjauchzend gefeiert. Eine in sich auflösende Sprache, zerstückelt und Stakkato-artig, welche die immer größer werdende Entfernung zwischen dem Individuum und seiner Umwelt abbildet. „Wolken.heim“ wurde am 21. September 1988 im Schauspiel Bonn in der Regie von Hans Hoffer erstmals aufgeführt. Das hochkomplexe Stück gilt als Monolog in Wir-Form, kaum beschreibbar. Wen es interessiert, schaut sich diverse Theatertrailer auf YouTube an. Dieses Drama ist wahrlich einmalig.

 

5. Yasmina Rezas „Kunst“ 


Gott des Gemetzels

Einige werden beim Namen „Reza“ die Schultern wippen lassen und murmeln „Noch nie gehört“. Der einen oder dem anderen sollte zumindest der Polanski Film „Gott des Gemetzels“ geläufig sein. Ein Kammerspiel, das aus der dramatischen Feder der Französin Yasmina Reza stammt. Ihre Stücke werden weltweit gespielt. Gerade auf deutschen Bühnen, sei es Berlin oder die zu Unrecht vernachlässigten sogenannten „Provinztheater“, sind ihre humoristischen Komödien gefragter denn je. Mit ironischer Distanz schafft Reza es in „Kunst“, die Freundschaft dreier Männer an einem Kunstdiskurs (beinahe) zerbersten zu lassen. Ist ein „weißes Gemälde mit weißen Streifen“ wirklich 200.000 Francs wert? Was glaubst du? Uraufgeführt 1994 in Paris und ausgezeichnet mit dem Molière, Tony Award und Laurence Olivier Award, avancierte das Stück rasant zum Welterfolg. Weitere nennenswerte Dramen sind: „Drei Mal Leben“ (UA 2000, Burgtheater Wien) und „Bella Figura“ (UA 2015, Schaubühne am Lehniner Platz Berlin).

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.