Auf ihrem Blog Ninas VoxBox berichtet unsere Gastautorin Nina regelmäßig über A Cappella, Chor und Management. Ob Festivals, Interviews, Crowdfunding, Medien oder Trends – wenn es um die Welt des mehrstimmigen Gesangs geht, ist Nina nicht weit. Für das Reservix Ticketmagazin hat sie sich nun in den Medien umgeschaut und zeigt: A Cappella ist in der breiten Öffentlichkeit angekommen.
Populäre A-Cappella-Musik prägte mich fast mein ganzes Leben lang. Mein älterer Bruder erhielt zu seiner Kommunion Kassetten von den „Prinzen“. Und da war es um mich geschehen. Ich sang als kleines Mädchen lautstark alle Songs mit, kannte jeden Text und jedes Lied. Der Thomanerchor – dem vier der fünf „Prinzen“ entstammen – war für mich etwas ganz Großes. Wie sehr ich mich damals ärgerte, dass dort nur Jungs zugelassen wurden! Zum Glück gab es in meinem Dorf einen Kinderchor. Einige Jahre vergingen, da legte eine Bekannte im Auto eine CD der Kölner A-Cappella-Gruppe „Wise Guys“ ein. Und der Zauber begann. Es folgten jährliche Wise-Guys-Konzertbesuche, ich lernte recht schnell weitere Vokalgruppen wie „Basta“ und „Maybebop“ (die meiner Meinung nach beste deutsche Gruppe seither) kennen. Seitdem besuche ich regelmäßig A-Cappella-Konzerte in meinem Umkreis, fahre zu Vokalfestivals und schreibe ab und an darüber.
Natürlich ist und bleibt A-Cappella-Gesang (leider) eine Nische. Ab und an schafft die Musik jedoch den Sprung in die Mainstream-Medien. Ein kleiner Überblick:
A Cappella im TV: Glee
Die amerikanische Musical-Comedy-Fernsehserie Glee begeisterte über 6 Staffeln die musikalischen TV-Fans und heimste sogar einen Golden Globe Award ein. In der Serie dreht sich alles um die Höhen und Tiefen des Glee Clubs, dem Schulchor an der fiktiven McKinley Highschool in Ohio. In die Handlung werden in jeder Folge musikalische Darbietungen des Ensembles eingebettet, die – dem Repertoire des Glee Clubs entsprechend – verschiedenen Genres entstammen und gelegentlich auch instrumental begleitet sind. Zu den Besonderheiten der Serie gehörten die regelmäßigen Gastauftritte berühmter Schauspieler und Bühnenstars wie Gwyneth Paltrow, Britney Spears, Sarah Jessica Parker und Lindsay Lohan sowie Neil Patrick Harris, der für seinen Gastauftritt sogar einen „Emmy“ gewann.
A Cappella in den Sozialen Medien: Pentatonix
Die US-amerikanische A-Cappella-Gruppe Pentatonix weckte durch kontinuierlich gut produzierte Musikvideos auf Youtube (über 15 Millionen Abonnenten) weltweite Aufmerksamkeit und wird inzwischen als bekannteste A-Cappella-Gruppe der Welt gehandelt. Ihr Weltruhm nahm seinen Anfang, als Pentatonix 2011 als Sieger aus der NBC-Show „The Sing-Off“ hervorging. Inzwischen sind sie stolze Besitzer von drei Grammy Awards. Den größten Erfolg feierte die Gruppe mit dem Song “Hallelujah” von Leonard Cohen, der sogar in den deutschen Single-Charts auf Platz 4 landete, eine goldene Schallplatte erhielt und auf Youtube das meistgesehene A-Cappella-Video überhaupt ist.
A Cappella im Kino: Pitch Perfect
Mit der US-amerikanischen Kinokomödie Pitch Perfect hielt die A-Cappella-Welt 2012 Einzug in die deutschen Kinos. Tausende Fans verfolgten den Werdegang der Mädels-A-Cappella-Gruppe Barden Bellas der fiktiven Barden University. Die Hauptdarstellerin Anna Kendrick wurde mit dem im Film enthaltenen Cup-Song weltberühmt. Plötzlich becherten sich tausende von Fans durch die Welt. Der Kinofilm erhielt zwei Fortsetzungen.
A Cappella in der Werbung: T-Mobile Welcome
Werbespots von T-Mobile widmen sich nicht selten musikalischen Themen. Das bekannteste Beispiel hierfür ist vermutlich die Kooperation mit dem britischen Tenor Paul Potts, der durch seine erfolgreiche Teilnahme der britischen Castingshow „Britain’s Got Talent“ im Jahr 2007 weltberühmt geworden und durch seinen früheren Job im Telefonladen prädestiniert für einen solchen Werbespot war. Im Jahr 2010 folgte für T-Mobile ein extrem rührender Viralspot, der einen vokalen Flashmob mit internationalen Stars der A-Cappella-Szene (u.a. den Swingle Singers) am Londoner Flughafen zeigt. Anreisende, nichtsahnende Fluggäste wurden mit einem herzlichen Welcome-Song zum Slogan „Life’s for Sharing“ überrascht. Ein Moment voller Emotionen.
A-Cappella-Musik ist also weiter auf dem Vormarsch in allen gängigen Massenmedien. Ein Schritt Richtung Mainstream? So sehr ich es allen Menschen dieser Welt wünschen würde, den Zauber dieser Vokalkunst kennenzulernen, so sehr hoffe ich doch auch, dass die Musiker dieser Szene sich niemals an den Mainstream verkaufen und so kreativ, authentisch und musikalisch anspruchsvoll und ihrer Linie treu bleiben.
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