Eines nachts lief sie allein nach Hause. Sie hatte Angst und nahm dann ihre Schlüssel zwischen die Finger, damit sie diese notfalls als Waffe nutzen könnte. Aus dieser Geschichte entstand „Future Daughters“. Es ist der Song, der nicht nur eine tiefgreifende Botschaft vermittelt, sondern auch mitreißend unterhält. Für die talentierte Singer-Songwriterin DANA sind ihre Songs mehr als nur Musikstücke. Sie fungieren vielmehr als Tagebucheinträge in musikalischer Form und dienen ihr als therapeutisches Ventil. Somit ist ihre Musik sehr ehrlich und nah.
In unserem Interview mit Dana Burkhard als unsere „Artist of the Month“ sprechen wir über ihren kreativen Prozess und ihre persönliche Erfahrung als weibliche Künstlerin in der Musikindustrie:
1. Du bist in einer Familie aufgewachsen, die musikalisch sehr aktiv ist; dein Bruder unterstützt dich sogar als Bassist in der Band. Würdest du sagen, dass dir dadurch der Zugang zur Musik erleichtert wurde?
Auf jeden Fall. Ich bin unglaublich dankbar, dass die Musik von Geburt an ein wichtiger Bestandteil meines Lebens war und dass ich mich zu Hause auch nie dafür erklären musste, alles auf die Musik zu setzen.
2. Dein Songwriting ist unverfälscht und ehrlich, und deine Texte sind persönlich. Wo holst du dir deine Inspiration?
Meine Songs sind Tagebucheinträge in musikalischer Form. Inspiration dafür ist entsprechend das Auf und Ab meines Lebens und alles, was mich und die Menschen um mich herum beschäftigt.
3. In deinen Songs thematisierst du persönliche Themen wie Traumata, Bindungsängste und feministischen Aktivismus. Welche Botschaft möchtest du damit vermitteln?
Diese Songs zu schreiben hat für mich selber einen therapeutischen Effekt. Sie danach auch so ungefiltert zu veröffentlichen, das tue ich hauptsächlich, damit sich andere Menschen, die mit ähnlichen Themen zu kämpfen haben, weniger allein fühlen. Wenn ich dann das Feedback bekomme, dass meine Songs gewissen Hörerinnen und Hörern durch schwierige Zeiten geholfen haben, dann ist das für mich das Schönste.
4. Wie erlebst du persönlich die oft diskutierte Ungerechtigkeit für Künstlerinnen in der Musikbranche? Welche Auswirkungen hat dies deiner Meinung nach, und was kann man tun, um die Situation zu verbessern?
Ich erlebe dieses Ungleich-Behandelt-Werden auf verschiedenen Ebenen. Oft bin ich an einem Konzerttag zum Beispiel die einzige Frau im Raum, während des Soundchecks, etc. bis schließlich das Publikum kommt. Währenddessen werde ich dann oft auch weniger ernst genommen, insbesondere was die Technik betrifft. Nicht selten erklären mir dann lokale Techniker, wie mein eigenes Equipment, das ich schon seit Jahren erfolgreich bediene, funktioniert. Das kann schon sehr frustrierend sein.
Die Problematik der fehlenden Frauen auf Festival-Line-Ups ist ein weiterer von vielen Punkten, der das nach wie vor herrschende Ungleichgewicht klar ersichtlich macht. Was meiner Meinung nach für ersteres hilft: Starke Förderung von Mädchen und jungen Frauen. Damit Role Models immer häufiger werden und immer mehr junge Frauen sich trauen, in der aktuell noch männerdominierten Branche Fuß zu fassen.
Für die Festivalproblematik könnte ich mir ein Quoten-Belohnungs-System vorstellen: Wenn die geldgebenden Instanzen, Sponsoren etc. nur noch oder mehr unterstützen würden, sobald eine gewisse Quote erfüllt ist, dann wäre es den Veranstaltenden immer noch offen, sich gegen ein ausgeglichenes Line-Up zu entscheiden. Sie hätten halt einfach einen weiteren relevanten Grund, auf die Ausgeglichenheit zu achten.
5. In deinem Song „Future Daughters“ schaffst du es, ein sehr wichtiges Thema in einem sehr unterhaltsamen Song zu präsentieren. Könntest du uns etwas über den Schreibprozess erzählen?
Danke erstmal für die Blumen. Ich lief eines nachts allein nach Hause und hatte Angst. Wie viele Frauen nahm ich dann instinktiv die Schlüssel zwischen die Finger, damit sie mir notfalls als Waffe dienen würden. Ich schaute mich ständig um, täuschte ein Telefonat vor, etc. Während dieses Nachhausewegs machte ich mir Gedanken über diese Mechanismen und als ich zu Hause war, schrieb ich mir das alles von der Seele: Dass meine Großmutter und meine Mutter schon so viel kämpfen mussten, damit ihre Töchter in einer besseren und sichereren Welt leben können. Und dass, wenn ich je eine Tochter haben sollte, ich dieser nicht beibringen will, was sie alles machen muss, um den Nachhauseweg zu überstehen. Ich habe mir ausgemalt, wie die zukünftigen Töchter dieser Welt sich frei bewegen, trinken, tanzen, Musik hören würden. So entstand ein Großteil von dem, was heute mein Song „Future Daughters“ ist.
6. Du komponierst nicht nur Musik für deine persönlichen Projekte, sondern hast auch die Titelsongs für bekannte Filme wie „Platzspitzbaby“ und den 3sat-Film „Starke Frauen“ geschaffen. Wie unterscheidet sich der Schreibprozess zwischen einem eigenen Song und einem Filmsong?
Die Basis aller Songs, die ich schreibe, bildet das Thema und die Art und Weise, wie ich dieses in Lyrics verpacke, egal ob für mich oder andere. Hauptunterschied wenn ich für jemand anderen bzw. für Filme schreibe ist jedoch, dass ein Großteil des Prozesses ein Hineinversetzen in die andere Person erfordert. Als allererstes starten solche Sessions entsprechend mit einem langen, ausgiebigen Gespräch und danach kommt die Musik quasi von selber.
7. Bald gehst du mit deiner Band auf Tour. Was erwartet dein Publikum auf deinen Konzerten?
Genauso persönlich und intim wie meine Songs sind auch meine Konzerte. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, ein ungefiltertes Ansprechen von allem, das mich beschäftigt und eine unbändige Freude, diesen Moment mit einem Live-Publikum teilen zu dürfen.
Bist du nun in die Geschichte von DANA verliebt und willst ihre Musik hautnah spüren? Dann besuche unser Portal, um die kommenden Konzerttermine dieses Ausnahmetalents zu entdecken. Folge uns auf Facebook und Instagram für Updates über coole Live-Events in deiner Nähe.