Die Entstehung der Wiener Neujahrskonzerte

Bild mit einem Orchester für den Artikel zu den Wiener Neujahrskonzerten

Jedes Jahr am 1. Januar richtet sich der Blick der Musikwelt auf Wien, wenn die Wiener Philharmoniker mit ihrem Neujahrskonzert das nächste Jahr feierlich einläuten. Dieses weltweit übertragene Musikereignis vereint künstlerische Exzellenz, kulturelle Tradition und festliche Atmosphäre zu einem unvergesslichen Erlebnis. Berühmt für die schwungvollen Walzer, lebhaften Polkas und virtuosen Märsche der Strauss-Dynastie, verkörpert das Konzert den Inbegriff österreichischer Musiktradition. Doch hinter der glanzvollen Fassade steckt eine vielschichtige Geschichte, die eng mit politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen verwoben ist. Wir haben recherchiert und präsentieren hiermit: Die Entstehung der Wiener Neujahrskonzerte.

Der erste KontaktBild mit Notenblättern und Geigen für den Artikel zu den Weiner Neujahrskonzerten

Die Anfänge des Neujahrskonzerts mit Werken der Strauß-Dynastie waren keinesfalls ein Selbstläufer, ganz im Gegenteil. Die Wiener Philharmoniker hatten gerade einen gewaltigen sozialen Aufstieg hinter sich, den sie nicht durch Beziehungen zur „Unterhaltungsmusik“ gefährden wollten. Erst nachdem sich die Strauss‘ Musik der Anerkennung hoch etablierter Musikschaffende wie Richard Wagner oder Johannes Brahms erfreuen konnte, begann das Umdenken innerhalb der Philharmonie.

Gemeinsame Konzerte

Bereits beim ersten persönlichen Aufeinandertreffen zwischen den Wiener Philharmonikern und Johann Strauss dirigierte letzterer das Orchester, welches sein Werk, den Walzer „Wiener Blut“, beim Opernball im April 1873 spielte. Es folgten weitere Zusammenarbeiten bei einer Soirée in der Hofoper im Dezember 1877 sowie im Mai 1899. Bei letzterer Begegnung dirigierte Strauss eine Aufführung der „Fledermaus“, wobei er sich erkältete und den Folgen der daraufhin ausgebrochenen Lungenentzündung erlag.

Das Johann-Strauss-Denkmal

Nach dem Ableben des Komponisten und Dirigenten entpuppten sich die Wiener Philharmoniker nicht sofort zu Strauß‘ größten Bewunderern, erst 1921 wendete sich das Blatt. Anlässlich der Enthüllung eines Denkmals zu Ehren Johann Strauss‘ spielte das Orchester einige seiner Stücke, und das Konzert fand Anklang. Das erste Konzert der Philharmoniker konzipierte und dirigierte Felix von Weingartner zum 100. Geburtstag von Johann Strauss im Oktober 1925.

Bild von der Mozart-Statue für den Artikel zu den Weiner Neujahrskonzerten

Das erste Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Den Weg zu den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker ebnete vor allem Clemens Krauss, der zwischen den Jahren 1929 und 1933 jedes Jahr ein Strauss-Programm anlässlich der Salzburger Festspiele aufsetzte. Das erste Neujahrskonzert fand am Silvesterabend 1939 statt, bei dem, mit einem Programm bestehend aus Strauß‘ Werken, Spenden für das nationalsozialistische „Kriegswinterhilfswerk“ gesammelt wurden. 1941 veranstalteten die Philharmoniker ein Johann-Strauß-Konzert, das (besonders im Kontext des anhaltenden Krieges) als Lichtblick gesehen wurde. 

Die Neujahrskonzerte nach dem Krieg

Clemens Krauss dirigierte die Wiener Philharmoniker seither (mit zweijähriger Unterbrechung in den Jahren 1946 und 1947) und leitete in dieser Zeit jährlich die Neujahrskonzerte. Die Nachbesetzung von Krauss nach seinem Tod im Mai 1954 gestaltete sich als äußerst schwierig, man entschied sich jedoch knapp vor dem nächsten Neujahrskonzert für Konzertmeister Willi Boskovsky. Dieser dirigierte ganze 25 Neujahrskonzerte und hinterließ mit seinem Rücktritt eine Lücke, die nur schwer zu füllen war. 

Eine neue Ära der Weihnachtskonzerte

Nachdem Boskovskys Nachfolger Lorin Maazel die Konzerte in den Jahren zwischen 1980 und 1986 leitete, entschied man sich danach für einen jährlichen Wechsel des Dirigats. Bis heute haben seither über 14 verschiedene Dirigenten ein Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker geleitet und das Konzert ein Stück weit zu ihrem eigenen gemacht.

Das Wiener Neujahrskonzert ist weit mehr als nur ein musikalischer Auftakt ins neue Jahr – es ist ein klingendes Symbol der Hoffnung, des Neubeginns und der kulturellen Verbundenheit. Mit jedem Walzerschritt und jedem Paukenschlag zieht es Menschen aus aller Welt in seinen Bann, ganz gleich, ob sie den Klängen live im Goldenen Saal des Musikvereins lauschen oder vor den Bildschirmen zu Hause mitfiebern.

Wenn auch du Lust bekommen hast, ein Neujahrskonzert zu erleben, jedoch nicht in Wien wohnst, schau doch mal bei unseren Neujahrskonzerten in Deutschland oder dem Wiener Johann Strauss Orchester vorbei. Außerdem könnte dich interessieren, welche verschiedenen Silvesterbräuche es weltweit gibt, schau dazu doch mal in unserem Artikel vorbei. Um ansonsten auch immer up to date zu bleiben, folge uns auf Instagram und Facebook. Wir wünschen dir und deinen Liebsten einen guten Rutsch!

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Lilian

Ich bin seit 2023 Teil der Online-Redaktion. Weil Worte bekanntlich der Schlüssel zur Seele sind, schreibe ich nicht nur beruflich Artikel fürs Ticketmagazin, sondern privat auch Songs über alles, was mich so bewegt. Wenn zwischen Musik und Arbeit dann noch etwas Zeit übrig bleibt, studiere ich nebenher irgendwas mit Medien und Sprache.