Komödiantische Unterhaltung ist ein wichtiges Kulturgut, das mindestens bis ins antike Griechenland zurückgeht. Tausende Jahre später erfreuen sich vor allem Kabarett und Comedy in all ihren Formen großer Beliebtheit. Aber was ist denn der Unterschied zwischen diesen Kleinkünsten, wenn sie beide das Ziel haben, die Menschen zum Lachen zu bringen? Schlagen wir doch mal unsere Geschichtsbücher auf und versetzen uns in das Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts:
Kabarett im Wandel der Zeit
Die unmittelbaren Wurzeln des Kabaretts gehen auf das erste moderne Cabaret „Le Chat Noir“ zurück, das zu Beginn der 1880er-Jahre in Paris eröffnet wurde. All das mit der Intention, politische Ereignisse zu verhöhnen, den Menschen einen belehrend-entlarvenden Spiegel vorzuhalten und dem Griesgram die schlechte Laune abzugewöhnen. Etwa um die Jahrhundertwende kam das Kabarett nach Deutschland und begann, sich in seiner heutigen Form zu etablieren: Als satirisch-polemische Kleinkunst, die sich Elementen des Schauspiels, der Lyrik und der Musik bedient.
Eine besondere Eigenschaft des Kabaretts ist die gesellschaftskritische und politische Haltung, die im Laufe der Geschichte nicht immer gut ankam. Öffentliche Kritik wurde im Kaiserreich mit der Theaterzensur bereits systematisch verboten, doch nach dem Ersten Weltkrieg blühte deutsches Kabarett regelrecht auf. Namentlich sind hier beispielsweise Otto Reutter, Werner Finck, Claire Waldoff oder Karl Valentin zu nennen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Kabarett-Szene in Deutschland erneut einen Aufschwung, erst in den 50er-Jahren begann eine Zeit der Zensur in der jungen DDR. Wolfgang Neuss, Heinz Erhardt und Erich Kästner sind nur eine kleine Auswahl des immer populärer werdenden Kabaretts der BRD. Wie eng Kabarett mit politischen Ereignissen verbunden ist, zeigte die Spaltung der deutschen Kabarettlandschaft aufgrund der Studentenbewegung in den 1960ern. Zu den maßgeblichen Figuren des westdeutschen Kabaretts der 70er- und 80er-Jahre gehörten Dieter Hildebrandt, Matthias Beltz und Mathias Riechling, ehe Kabarett einer anderen Kleinkunst Platz machen musste.
Comedy als massenmediales Phänomen
Bis in die späten 80er war politisches Kabarett als Gesellschaftskritik fest etabliert, doch mit Beginn der 1990er-Jahre verdrängte Comedy das Kabarett vom Podest. Im Gegensatz zu Kabarett ist Comedy kaum bis gar nicht politisch und spielt weniger mit dem Wissen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Vielmehr geht es um komische Schilderungen von Konflikten mit sich selbst und der eigenen Umwelt.
Einer der wichtigsten Gründe für den Siegeszug von Comedy waren zweifellos private Fernsehsender, die einen regelrechten Comedy-Boom in den 90ern auslösten. Programme wie „RTL Samstag Nacht“ oder „Freitag Nacht News“, Künstler wie Mario Barth und Michael Mittermeier sowie auch zahlreiche inszenierte Sitcoms machten komödiantische Darbietungen massenmedial tauglich.
Zugleich entwickelte sich in den 90er-Jahren mit Stand-Up-Comedy eine Stilrichtung des Comedy in Deutschland, die vor allem in englischsprachigen Ländern eine lange Tradition hat. Beliebt sind Formate wie „NightWash“, der „Quatsch Comedy Club“ oder „Fun(k)haus“ sowie Open-Mic-Veranstaltungen, also offene Bühnen, auf denen Newcomer ihre Programme präsentieren können.
Bei Comedy wird sofort gelacht, sobald es derb, unanständig und obszön wird. Bei Kabarett lacht das Publikum erst am nächsten Tag, weil die Botschaft zunächst überhaupt verstanden werden muss.
Kabarett und Comedy heute
So einfach die Unterscheidung von Genres in der Theorie klingen, so schwer sind in der Realität Grenzen zu ziehen. Ob jemand Comedy, Stand-Up-Comedy oder Kabarett macht, ist nicht immer deutlich erkennbar. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Kabarett und Comedy essentiell für unser kulturelles Leben sind und von der Gesellschaft auch gerne angenommen werden. So füllen Comedians und Comediennes ganze Fußballstadien, wohingegen Kabarett auf den Kleinkunstbühnen und im TV präsent ist wie nie.
Halten wir nochmals fest: Kabarett ist hauptsächlich politisch und eng mit aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen und Ereignissen verknüpft. Comedy setzt seinen Fokus vielmehr auf unpolitische Themen, die weniger Vorwissen benötigen. Pointiert gesagt: Bei Comedy wird sofort gelacht, sobald es derb, unanständig und obszön wird. Bei Kabarett lacht das Publikum erst am nächsten Tag, weil die Botschaft zunächst überhaupt verstanden werden muss.
Dir ist nun ein Licht aufgegangen? Wenn du weitere feine Unterschiede entdecken möchtest, wirf doch einen Blick auf „Rap vs. Hip-Hop“!