Es ist an der Zeit für eine neue Ausgabe von „Die Feinen Unterschiede“! Diesmal geht es nicht um ein klassisches Musikgenre wie Samba vs. Bossa Nova oder um Kleinkunstformen wie Comedy vs. Kabarett. In der heutigen Folge huldigen wir unserer Liebe zum Festivalsommer. Denn der läuft noch immer. Hier kommen also die feinen Unterschiede zwischen Festivals und Volksfesten. Dabei im direkten Schlagabtausch: Wir vergleichen das Holi Festival of Colors mit dem Münchner Oktoberfest.
Ein Festum wie bei den Römern
Bevor es um die Ursprünge von Festivalbändchen, Free Hugs und Line-up-Announcements geht – die wohl wichtigsten Bestandteile eines stereotypischen Musikfestivals – beleuchten wir das Volksfest. Der trockene, aber wichtige Teil zuerst: Was Volk bedeutet, ist grundlegend bekannt. Der Wortbestandteil „fest“ ist aus dem Lateinischen festum abgeleitet und meint „Feier“ oder „Festtag“.
Somit sind Volksfeste im Grunde Festtage, an denen eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, die durch einen gemeinsamen kulturellen, geographischen und/oder politischen Hintergrund verbunden sind, um zu zelebrieren. Diese Festtage können, müssen aber nicht religiös geprägt sein. Vielmehr sind Volksfeste im Brauchtum verankert, die uns bekanntesten deutschen übrigens im Mittelalter. Auch heutzutage besuchen Abermillionen von Besucherinnen und Besuchern Volksfeste in Deutschland. Überbleibsel dieser Festtage sind nämlich unsere heutigen Jahrmärkten. Zu den größten zählen: Das Münchener Oktoberfest, der Bremer Freimarkt und die Rheinkirmes Düsseldorf.
Das größte Volksfest der Welt begann mit einer königlichen Hochzeit und einem Pferderennen
Das Münchner Oktoberfest – oder wie es korrekt heißt: die Wiesn – ist nicht bloß das größte Volksfest Deutschlands, sondern mit jährlich rund 6.3 Millionen Besucherinnen und Besuchern (Stand: 2018) das größte Volksfest der Welt. Ursprünglich gründet die Wiesn übrigens in der Hochzeitsparty von Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Damals wurde ein Pferderennen abgehalten, das so großen Andrang fand, dass sich das Fest in den Folgejahren wiederholte – und im Laufe dessen zum Volksfest evolvierte. Anfangs mit Karussell, Kletterbäumen und Kegelbahnen, heute mit Riesenrad und den traditionellen Bierzelten.
Aus Volksfest wird Festival: Holi – Festival of Colours
Die Bezeichnung Volksfest sollte hiermit geklärt sein. Kommen wir nun zu dem Event-Format unserer Zeit: Dem Festival in all seinen Formen und Farben. Hierbei handelt es sich eigentlich bloß um ein mehrtägiges Event, bei dem mindestens eine Kunst- und/oder Handwerksgattung präsentiert wird. Die beliebteste Sorte ist natürlich das Musikfestival. Ein Line-Up, bestehend aus diversen Musikacts, wird auf ein oder mehreren Bühnen vorgestellt. So weit, so bekannt. Es gibt mittlerweile aber auch Food-, Theater-, Film- als auch Literaturfestivals. Und noch viele mehr, die Möglichkeiten sind im Grunde endlos.
Wir wollen auch hier ein Beispiel präsentieren. Oder genauer: Wie aus einem religiösen Volksfest ein kommerziell erfolgreiches Musikfestival wurde. Es geht um das Holi Festival of Colours, bei dem tausende von Menschen mit kunterbuntem Farbpulver durch die deutschen Städte schmeißen. Das Holi ist ursprünglich ein indisches Frühlingsfest. Im Hinduismus verankert, zelebrieren Gläubige den ersten Vollmond im Juni Phalgun (Februar/März). Das Farbpulver, Gulal genannt, symbolisiert eine Legende von Krishna und seiner Geliebten Radha.
Alles in allem: Irgendwie dasselbe
Letztendlich lässt sich feststellen, dass die beiden alles, aber auch nichts gemeinsam haben. Denn wie so oft sind die Grenzen diffus. Beide Varianten ermuntern zum Feiern im Kollektiv. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Ausrichtung und dem Thema. Während Festivals Kunst, Musik & Co. feiern, zelebrieren Volksfeste altes Brauchtum. Wenn davon auf den heutigen Jahrmärkten, die Überbleibsel der Volksfeste, auch nicht mehr viel zu sehen ist.
Beim Festivalsommer ist noch kein Ende in Sicht. Finde im Reservix-Portal das passende Festival für deinen Gusto. Was auch immer deine Interessen sind, ob musikalisch, kulinarisch oder literarisch, we’ve got you covered. Wenn du weiterhin auf dem neuesten Stand bleiben willst, abonniere uns jetzt auf Facebook und Instagram.