Die feinen Unterschiede: Musiktheater vs. Musical

Theaterspiel

Wir alle kennen die Situation: Nach einer gelungenen Kulturveranstaltung steht man noch etwas beisammen, nippt am Getränk und fachsimpelt. Manchmal kommt es vor, dass man den Faden verliert. Du erkennst: „Moment, wo liegt denn der kleine, aber feine Unterschied?“ zwischen Musical und Musiktheater beispielsweise? Wir wollen eben diesen Verwechslungen auf den Grund gehen. Hier kommt die neueste Edition „Die feinen Unterschiede – Musiktheater vs. Musical“!

Das Vorurteil

Wollen wir einmal davon ausgehen, dass die Mehrheit zwischen den beiden Theatergenres kaum unterscheidet. Dabei erscheint beim Wort „Musiktheater“ den Wenigsten überhaupt ein klares Bild vor Augen. Das Musical wiederum hat mit gefestigten Vorurteilen en masse zu kämpfen. Das Ensemble an Konnotationen ist stets dasselbe: Andrew Lloyd Webber, Phantom der Oper und Mamma Mia und Co., Darstellende mit breitem Grinsen, Pathos, drolliger Komik und Pilgerstätten des Musicals wie Hamburg. Dabei kann Musical weitaus mehr. Inwiefern diese beiden Genres sich unterscheiden und wo sie zueinander gehören, erfährst du nun hier.

Musiktheater

Wie facettenreich das Theater ist, beweisen die vier klassischem Formen desselben. Es gibt Schauspiel, Tanz- und Figurentheater sowie natürlich das Musiktheater. Letzteres etablierte sich ursprünglich aus der Notwendigkeit, die Oper von ähnlichen Bühnenformen abzugrenzen. Zu starre waren die Merkmale der Oper. Als sich also neue, abwechslungsreichere Formen entwickelten, kam im 20. Jahrhundert der Begriff „Musiktheater“ zustande. Interessanterweise unterscheiden sich die Definitionen desselben weltweit immens. In Deutschland ist es jedenfalls so, dass im allgemeinen Oper, Operette als auch das (kabarettistische) Singspiel zum Musiktheater zählen. Genauso wie das Musical auch. Welche genauen Charakteristika diese Gattung wiederum vorzuweisen hat, zeigen wir als nächstes.

Musical

Musical Show auf der BühneAlles begann im New York der 20er Jahre. Seit Jahrzehnten war die Großstadt im steigenden Wachstum begriffen, sodass auch die Nachfrage nach neuen Unterhaltungsformen wuchs. Das Theaterviertel am Broadway zeigte sich besonders vielfältig. Einwanderinnen und Einwander brachten heimische Einflüsse mit, worauf sich auf der Bühne völlig neue Kombinationen aus Revue, Vaudevilles und Burlesque sowie Operette, Minstrel Shows und Tanz ergaben, die gemeinsam das Musical schufen. Zeitgleich zur amerikanischen Produktion entwickelte sich eine populäre Welle des Genres im Londoner West End. Langsam bürgerte sich der Begriff „Musical“ unter dem Theatervolk ein, was zu deutsch mit „Musikalische“ zu übersetzen ist. Natürlich gibt es auch hier weitere Abzweigungen: Musical Comedy wird für komödiantische Stücke genutzt, wohingegen das Musical Play dramatische Musicals bezeichnet. Als weltweit erster Prototyp des Musicals wird übrigens „The Black Crook“ gehandelt, welches 1866 im Niblo’s Garden am New Yorker Broadway uraufgeführt wurde und den deutschen Fauststoff abhandelt. Als populäre Form des Musiktheaters erlebte das Musical im Laufe des letzten Jahrhunderts verschiedenste Evolutionen. Ab den 1950er Jahren bewiesen Stücke wie West Side Story und Cabaret, dass eine Musikalische auch ohne Drolligkeit und pathetischen Gestus auskommt. Es müssen nicht immer En-suite-Produktionen mit höchstem Aufwand sein. Von Anbeginn des Bühnenspektakels entwickelten sich schließlich auch die ersten Revue-Filme und Musical-Verfilmungen, welche das Genre erst global berühmt machten.

Im Vergleich

Was haben wir also herausgefunden? Das Musiktheater zählt zu den vier klassischen Formen des Theater. Unter seinem Dach vereint es weitere Subgenres, nämlich die Oper, Operette, das Sinnspiel sowie zuletzt das Musical. Weil sich letzteres aus dem ersten speist, gibt es also plausible Gemeinsamkeiten und Verwechslungen. Insbesondere deshalb, weil sich die internationalen Standards der jeweiligen Theaterform immens unterscheiden. Die Schwierigkeit liegt also nicht darin, das Musiktheater vom Musical zu unterscheiden. Sondern das Musical von den restlichen Subgenres. Eine Daumenregel besagt, dass der Plot hier einen größeren Stellenwert erfährt, als beispielsweise in Oper und Operette. Zudem wird über lange Passagen nur gesprochen, nicht gesungen.

Resümee

Musical ist immer Musiktheater, aber Musiktheater ist nicht immer Musical. Hier beweist sich wieder, dass Gattungsgeschichte eine knifflige Anlegenheit ist.

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Das Musiktheater zählt zu den vier klassischen Formen des Theater. Unter seinem Dach vereint es weitere Subgenres, nämlich die Oper, Operette, das Sinnspiel sowie zuletzt das Musical.

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.