Die feinen Unterschiede: Rock vs. Metal

Rock und Metal – das ist für viele ein und dasselbe: „Überwiegend langhaarige Männer schreien sich die Seele aus dem Leib, unterstützt von einem brachialen Mix aus Schlagzeug und E-Gitarren“, so das Vorurteil. Wie egal den Unkundigen dabei die Unterscheidung zwischen den beiden Genres ist, wird beispielsweise bei den zahlreichen Musik-Casting-Shows im TV deutlich. Wagt sich hier ein Kandidat oder eine Kandidatin an einen etwas lauteren Song, reißen die Jury-Mitglieder reflexartig einen Arm in die Luft, formen die umgangssprachlich Pommesgabel genannte Metal Hand und fällen im Anschluss das Urteil: „Du rockst.“ Auweia! Nicht nur, dass ein solches Urteil von Pop-Sternchen und Rap-Altstars irgendwie falsch klingt. Viel schlimmer ist, hier werden innerhalb weniger Sekunden alle Unterschiede zwischen Rock und Metal über den Haufen geworfen. Doch wo genau unterscheiden sich die beiden Genres? Das erfährst du hier.

 

Von gleichen Ursprüngen und unterschiedlichen Wegen

Sicher, die Grenzen zwischen Rock und Metal sind mitunter schwer auszumachen. Das liegt vor allen Dingen an den Wurzeln der beiden Genres. Denn so wie Metalle aus Gestein gewonnen werden, so hat sich auch Metal aus Rock entwickelt. Aber der Reihe nach: Am Anfang, um es etwas blasphemisch zu sagen, war der Blues. Aus ihm entwickelte sich in den 1940er-Jahren der Stil des Rhythm and Blues, der sich mit der Country-Musik vermischte und so zum Rock’n’Roll wurde. Dieses Genre konnte sich gut zehn Jahre behaupten, bevor die Beatles und die Rolling Stones den Grundstein für den Rock legten. Während die Pilzköpfe in Anzügen der Beatmusic frönten, ging es bei den Stones deutlich härter zu. Damit begann die nie endende Aufspaltung des Genres: Aus Rock wurde Blues- und Psychedelic Rock, daraus wiederum wurde Metal.

Der Ursprung der beiden Musikrichtungen erklärt auch, warum sie sich in manchen Dingen so ähnlich sind. Da ist die Besetzung der Band mit Gesang, Gitarre, E-Bass und Schlagzeug zu nennen. Aber auch das Publikum mag vielen Außenstehenden gleich vorkommen. Schließlich sind sich die beiden Fan-Lager in manchen Modestil-Fragen ähnlicher als andere. Doch es gibt auch fundamentale Unterschiede. Oder kannst du dir Iron Maiden, Joy Divison, Silbermond und Bob Dylan gemeinsam auf einer Bühne vorstellen?

Rock und Metal – Die Geschichte einer Entfremdung

Wer Metal und Rock in eine Schublade wirft, übersieht die jahrzehntelange Entwicklung beider Genres. In einem nie endenden Prozess teilten sich beide Richtungen in immer kleinere Sub-Genres. Dadurch haben sie sich gewissermaßen zu eigenen Musik-Universen entwickelt. Vermutlich kann man sich ein ganzes Leben lang durch alle Metal Bands dieser Welt hören, ohne ein einziges Mal das Reich des Rocks zu betreten – und umgekehrt. Damit einher geht auch die Aufspaltung der dazugehörigen Kultur. So haben klassische Musik und gutturaler Gesang in manche Metal-Spielarten Eingang gefunden, was für viele Rock Bands undenkbar wäre. Andererseits hat sich Rockmusik vielerorts dem Pop und der Elektro-Szene geöffnet, was für die meisten Metal Heads wohl einer Katastrophe gleich käme.

Und damit sind wir am Kern angekommen. Zwar mögen die Wurzeln beider Genres gleich sein, doch das wirkte sich nur auf ihre Anfänge aus. Mit der Zeit bedienten sich neue Bands der unterschiedlichen Richtungen immer neuer Vorbilder. Während also Bands wie Black Sabbath in der Metal Szene gewissermaßen als Gründungsband gefeiert werden, sind ihre Songs vielen Rockfans gänzlich unbekannt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich über die Jahre der Entfremdung auch manche Gräben aufgetan haben. Beispielsweise wurde die eingangs erwähnte Pommesgabel zum Zankapfel. Anhänger des Rocks schreiben deren Erfindung John Lennon oder Elvis Presley zu. Für Metal Insider gilt Ronnie James Dio als Erfinder und jegliche Aneignung durch Unkundige als Affront.

 

Was können wir festhalten?

Bleiben wir noch kurz beim Zankapfel. Schließlich erinnert der Vergleich zwischen Rock und Metal stark an die Sache mit den Äpfeln und Birnen: Beide Früchte gehören zum Obst, wer aber deshalb behauptet, sie würden auch noch gleich schmecken, der sollte seine Geschmacksknospen mal checken lassen. Anders als beim Obst gibt es in der Musik manchmal Grenzfälle und dadurch ist es nicht immer einfach, jede Band und jeden Song dem einen oder anderen Lager zuzuordnen. Doch eigentlich erwartet das ja auch niemand von dir. Wenn du also auf Nummer sicher gehen willst, dann spar dir die Pommesgabel und sag bloß nicht immer: „Du rockst!“

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Tilman

Seit 2013 bin ich Teil des Reservix-Teams. In meiner Freizeit versuche ich, das Runde ins Eckige zu schießen. Nebenher studiere ich – aber nur so lange, bis mich endlich Jogi Löw anruft.