Die feinen Unterschiede: Samba vs. Bossa Nova

Samba und Bossa Nova sind zwei Musikgenres, die für Lebensfreude und -genuss stehen. Dabei sind die beiden Genres viel unterschiedlicher als man denken mag. In unserer neuen Ausgabe von „Die feinen Unterschiede“, kurz: DFU, deckt die Reservix-Redaktion für dich mal wieder die Gemeinsamkeiten und Gegensätze zweier Musikstile auf. Bist du bereit für eine geballte Ladung Sonnenschein aus Rio de Janeiro?

Was wir bislang wissen


Da sind ein oder zwei Dinge, die das Allgemeinwissen über Samba und Bossa Nova mit sich bringt. Zum Beispiel weltberühmte Songs wie „Samba De Janeiro“ von Bellini oder „The Girl From Ipanema“ von João Gilberto. Wir kennen sie aus dem Radio, Filmen und Serien. Und dann wäre da natürlich der brasilianische Karneval. Die Bilder von Samba tanzenden Schönheiten aus Rio de Janeiro, opulent geschmückt in Strass und Federn, gehen jedes Jahr um den Erdball. Wir wissen vielleicht auch, dass beide Genres etwas mit Südamerika zu tun haben – eventuell Brasilien. Hier wird es schon unpräzise. Lasst uns also gemeinsam einen Blick auf die Entstehung und Charakteristika von Samba und Bossa Nova werfen, um die feinen Unterschiede herauszufiltern.

 

Samba stampfend auf dem Bauernhof


Die Anfänge des Samba sind weitaus weniger glamourös, als uns der brasilianische Karneval mit seinen nationalen Paraden alljährlich verspricht. Denn: Samba entstand auf den Fazendas, brasilianischen Bauernhöfen, und Anbauplantagen des 19. Jahrhunderts. Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee zählen bis heute zu den wichtigsten Exportprodukten des Landes. Diese wurden damals noch von eingekauften Sklavinnen und Sklaven aus Afrika, insbesondere aus Angola, dem Kongo und Sudan, geerntet und gepflegt. Bei vermeintlich sieben Millionen Menschen, die zwischen 1550 und 1855 nach Brasilien verschleppt wurden, bleiben Spuren in der Kultur eines Landes zurück. Der sogenannte „Samba de Roda“ war ein Kreistanz, bei dem zum Klang von Trommeln kollektiv mit den Füßen gestampft wurde. Dies gilt als Ursprung des heutigen Sambas, der sich mittlerweile zum Gesellschaftstanz weiterentwickelt hat.

In seiner Urform wurde Samba ausschließlich von Percussion begleitet. Noch im 19. Jahrhundert vermischte sich diese Form des Batuque, ein brasilianisches Phänomen mit afrikanischen Wurzeln, mit dem brasilianischem Choro, der ersten nationalen Musikform. In den Folgejahrzehnten entwickelte sich Samba musikalisch tiefgehend. Jazzbands und Salonorchester kommen auf, die unter anderem eine moderne Form des Sambas verbreiten. Als erste Samba-Platte gilt „Pelo telefone“ von der Banda Odeon. Zu den bedeutendsten Vertretern des modernen Samba zählen Vinícius de Moraes, Tom Jobim, Baden Powell und João Gilberto.

 

 

Bossa Nova entstand in einer Sackgasse


Sie ist, ebenso wie der Samba, zugleich Musikrichtung und Tanz. Geboren wurde der (oder die) Bossa Nova in der „Beco de Garrafas“, einer Sackgasse an der berühmten Copacabana in Rio de Janeiro. In den 1950er und -60er Jahren entwickelte sich eine künstlerische Bewegung namens „Bossa Nova“. Ziel war der experimentelle Grenzgang zwischen bewährten Mitteln und frischen Innovationen in Film und Musik. Als erster Song des Musikstils gilt „Chega de Saudade“ aus der Feder Antônio Carlos Jobims und Vinícius de Moraes‘.

 

Im Grunde bedient sich die Bossa Nova der musikalischen Arrangements von Samba und Jazz. Hierbei spielt die Gitarre als Instrument eine zentrale Rolle. Dazu ist ein Gesang, der mehr geflüstert als gesungen wird, typisch. Wir kennen diesen Gesangsstil gegenwärtig von Billie Eilish, deren Berühmtheit so unverkennbar ist, dass die Sängerin und Oscar-Preisträgerin hier keiner weiteren Erklärung bedarf. Weltberühmt wurde der Bossa Nova durch Interpretinnen und Interpreten wie Baden Powell de Aquino, Miúcha, Vinícius de Moraes und João Gilberto. Jep – Moraeos und Gilberto sind Pioniere in beiden Genres.

Resumée


Was zeigt uns der Vergleich der beiden Musikgenres am Ende? Samba und Bossa Nova sind ungeschulten Ohren deshalb so zum Verwechseln ähnlich, weil sich letztere von ersterem bedient. Dabei ist anzumerken, dass der Samba als solcher in den letzten zweihundert Jahren eine weitreichende Evolution durchlebt hat. Mit dem Entstehen der Bossa Nova in den 1950er Jahren übernimmt diese Formen des modernen Samba, wie er ab den 1920ern in Rio de Janeiro aufblühte. Wie nah die Genres beieinander liegen, beweisen die Überschneidungen von Musikern wie Vinícius de Moraes und João Gilberto, die das eine ebenso wie das andere perfekt beherrschten. Hier haben wir wieder einmal gelernt, dass Allgemeinwissen so löchrig wie Schweizer Käse sein kann.

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.