Die Geburtsstunde und Erfolgsstory des Deutschrap!

Die Geburtsstunde des Deutschrap

Deutschrap. Was heute in Deutschland zu einer überwältigenden Erfolgsstory mit Top-Ten-Platzierungen noch und nöcher geworden ist, war Ende der 80er und Anfang der 90er undenkbar. Die vier Elemente des Hip-Hop, ob jetzt Rappen (MCing), Beats produzieren (DJing), Tanzen (Breakdancing) oder Sprühen (Grafitti-Writing) waren bestenfalls eine nerdige Nischenangelegenheit, mit der sich die wenigstens beschäftigten.

Doch dann wurde plötzlich alles anders. Rap in Deutschland begann, ein Eigenleben zu entwickeln. Zwar bediente man sich inhaltlich noch an Vorbildern aus den USA, gerappt wurde aber nicht mehr auf englisch sondern deutsch. Das war die Geburtsstunde des deutschen Hip-Hop, die bis heute zu einer Erfolgsstory des Deutschrap geführt hat. Wie das alles genau abgelaufen ist, erfahrt ihr hier in unserer kleinen Geschichtsstunde:

 

Advanced Chemistry

Großes kam damals aus einer gar nicht so großen Stadt, nämlich Heidelberg. Als unbestreitbare Pioniere deutschen Sprechgesangs gelten Advanced Chemistry: In Zeiten, in denen Rap in Deutschland noch keine wirkliche Identität hatte, kamen Toni-L, Torch und Linguist um die Ecke und zeigten Deutschrap, wo der Frosch die Locken hat. Vor allen Torch war es, der als energiegeladener Fackelträger, den Funken zum überspringen brachte. Er freestylte auf Jams, bezog das Publikum mit ein und spielte sich gekonnt locker mit seinen Kollegen die Silben auf der Bühne zu.

Der Durchbruch gelang AC mit „Fremd im eigenen Land“. Ein bis heute anhaltender Deutschrap-Classic, der in beeindruckender Weise die persönlichen Erzählungen der Protagonisten mit bestehenden Problemen wie Rassismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit zusammenbringt. Geprägt vom amerikanischen Concious Rap ging es hier neben Flows, Flexen und Styles vor allem darum, eine Message zu delivern.

 

 

Die Fantastischen Vier

Ganz anders, aber genauso prägend für die deutsche Hip-Hop-Landschaft waren und sind Die Fantastischen Vier. Mit poppigerem Sound als noch Advanced Chemistry und Themen, die sich mehr um Feiern und Spaß drehten, gelang den Fantas etwas damals unglaubliches: Die Hitsingle „Die Da ?!“ aus dem Album „4 gewinnt“ bahnte sich einen Weg in die Charts. Damit ebneten Michi Beck, Thomas D, And.Ypsilon und Smudo Rap den Weg in den Mainstream. Hop-Hop gelangte in ein öffentliches Bewusstsein und war für abertausende von Fans der Startschuss in das Genre Rapmusik.

Warum „Die da ?!“ damals durch die Decke ging, ist nicht so schwer zu erraten. Der treibende Beat in Verbindung mit der markant gepfiffen Melodie und der spürbaren Freude der Fantas beim Rappen konnte einfach niemand widerstehen. Und ob man jetzt Fan ist oder nicht, einmal den Song gehört, ist der Ohrwurm der Hook auf jeden Fall garantiert!

 

Cora E

Nicht erst mit ihrem Song „Schlüsselkind“ wurde Cora E zu einer Art Schlüsselfigur in der deutschsprachigen Raplandschaft. Mit Zeilen wie „es wäre nicht so, wie es ist, wär‘ es damals nicht gewesen, wie es war“, hat sich die eloquente Sprechgesangskünstlerin zwar unsterblich gemacht, auf der Bildfläche erschien die gebürtige Kielerin aber schon deutlich früher. Zunächst noch mehr aus der Graffiti- und Breakdance-Szene kommend fand Cora E schnell zu Rap.

Aus dieser Verbindung entstand nicht nur der Drang, ab 1988 auf der Bühne stehen zu wollen, sondern auch ein weiterer Song. Mit „Könnt ihr mich hör’n?“ wurde Cora E schlagartig bekannt und gilt bis heute als eine der wichtigsten Pioniere im deutschen Rap. Mal biografisch gefärbt, mal frei von der Leber weg stylt die Rapperin ihre Texte zielsicher in die Gehörgänge ihrer Fans. Aber hört doch selbst:

 

So, das war sie, unsere kleine Geschichtsstunde zum Thema „Deutscher Hip Hop“. Klar, wenn man lang genug sucht, findet sich bestimmt immer noch jemand anderes, der oder die zuerst auf die Idee kam, Sprechgesang aus Übersee auch mal auf deutsch zu versuchen. Aber das hier sind zumindest Leute, die unbestreitbar Deutschrap ihren eingenen Stempel aufgedrückt haben. Und dafür Respekt!

Jetzt bockt es? Wie wäre es dann mit Hip Hop am Viadukt?

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Patrick

Seit Herbst 2017 bin ich Teil der Reservix-Redaktion. Zu meinen Hobbys gehören Textkorrekturen, Teilzeit zu arbeiten und die Theoretisierung arbeitsweltlicher Transformationsprozesse. Zweck-Alliterationen mag ich übrigens nicht.