Jung, talentiert und „big in Japan“ – das ist Niklas Jahn. Der leidenschaftliche Musiker übernimmt ab Dezember 2024 die begehrte Position des Organisten der Frauenkirche Dresden. Seine außergewöhnlichen Improvisationsfähigkeiten und kreativen Konzepte für diesen Begegnungsort haben die Fachjury überzeugt. Eine „ausgezeichnete Wahl“, laut dem Leiter der Auswahlkommission. Mit seinen zahlreichen Auftritten in europäischen Ländern und in Asien möchte er vor allem für ein „Feuerwerk der Gedanken“ sorgen, dass er aus seiner Leidenschaft für Improvisation schöpft.
Doch wer ist Niklas Jahn genau? Der Fuldaer Organist und Dirigent ist mehrfacher Preisträger international renommierter Orgelwettbewerbe, darunter die 32. St. Albans International Organ Competition und die 9. International Organ Competition Musashino-Tokyo. Bereits während seiner Schulzeit begann er als Frühstudierender bei Prof. Hans-Jürgen Kaiser an der Hochschule für Musik Mainz mit dem Studium des künstlerischen Orgelspiels und der Orgelimprovisation. Danach folgte sein Master in Kirchenmusik, Orgelimprovisation und Chorleitung. Aktuell ist er an der Hochschule für Musik Freiburg als erster Student für die Konzertexamina in den Fächern Orgelimprovisation und Künstlerisches Orgelspiel eingeschrieben. Was ihn an der Orgel fasziniert und wie das Auswahlverfahren für die Organistenstelle verlief? Diese und weitere spannende Fragen beantwortet er in unserem Interview mit ihm:
Du bist ein leidenschaftlicher Organist und träumst bereits seit deiner Kindheit davon, diesen Beruf auszuüben. Was fasziniert dich besonders an der Orgel?
Die Orgel ist in sich ein lebendiges Instrument; die Klangerzeugung durch Wind berührt uns daher quasi von Natur aus. Faszinierend sind dabei die klanglichen Möglichkeiten: Mit der Orgel kann ich ein ganzes Orchester imitieren, Solofarben wie Oboen, Klarinetten, über Streicherfarben bis hin zu Bläserklängen als eine einzige Person bespielen. Die breite Abdeckung des Obertonspektrums ist hierbei ein Feuerwerk für die Ohren. Und dass die Orgel der König aller Instrumente ist, konstatierte sogar Mozart!
Du wurdest schon in jungen Jahren mehrfach ausgezeichnet und hast sowohl in Europa als auch in Asien konzertiert. Welche Auftrittserfahrung ist dir dabei besonders in Erinnerung geblieben?
In besonderer Erinnerung ist mir meine erste Auftrittserfahrung in Japan, genau genommen in Tokyo, geblieben. Das Konzertpublikum in Japan war und ist unglaublich wertschätzend, detailversessen und euphorisch. Nach dem Konzert gab es eine Autogrammstunde und interessierte Nachfragen zu den gespielten Werken; dies, gepaart mit der für mich ganz neuen Kultur, war ein ganz außerordentliches Erlebnis.
Das Auswahlverfahren für die Organistenstelle an der Frauenkirche Dresden gilt als äußerst anspruchsvoll. Wie intensiv war deine Vorbereitung und welche Stücke hast du dafür einstudiert?
Die letzten vier Wochen vor dem Auswahlverfahren waren in der Tat intensiv. Zum einen ging mein Studien- und Konzertalltag ungehindert weiter, und zum anderen bereitete ich parallel dazu Werke von Johann Sebastian Bach, Louis Vierne, Zsigmond Szathmáry für das Verfahren vor und dachte viel über mögliche Orgelimprovisationen nach. In der Nachbetrachtung war dieser reine Fokus auf die künstlerische Darbietung eine sehr schöne Situation.
Die Jury hat dich vor allem aufgrund deines außergewöhnlichen Improvisationstalents ausgewählt. Komponierst du auch eigene Werke? Woher schöpfst du deine Inspiration?
Zum Komponieren gehört meines Erachtens einiges dazu, darunter vor allem der Faktor Zeit. Bisher hat mir die Zeit gefehlt, musikalische Gedanken zu notieren und akribisch auszuarbeiten. Das ist der Vorteil der Improvisation: Man sucht und findet und kann es einfach wiederholen, verändern, ohne dass man zum Stift greifen muss. Das reizt mich schon sehr. Es gibt natürlich verschiedene Aspekte der Orgelimprovisation, auch handwerkliche. Bei der freien Improvisation in meiner eigenen Klangsprache lasse ich mich gerne von stimmungsvollen bis zu extremen Texten oder von Bildern inspirieren.
Die Position als Organist der Frauenkirche ist sehr begehrt. Welche weiteren Ziele verfolgst du mit dieser Berufung?
Für mich gilt es, die mit großem Renommee verbundene Stelle ansprechend und qualitativ entsprechend auszufüllen. Mein Ziel ist es, die Orgelmusik an der Frauenkirche entscheidend zu prägen und strategisch weiterzuentwickeln. Dabei werde ich die Potenziale der Orgelimprovisation ausschöpfen und neue kreative Impulse setzen. Ich möchte vor allem dem jüngeren Publikum vermitteln, wie facettenreich das Instrument Orgel in Erscheinung treten kann.
Deine Begeisterung für die Orgel und die Kirchenmusik teilen nicht alle in deiner Generation. Was würdest du Menschen sagen, die sich für diese Musikrichtung nicht begeistern können?
Ich würde sagen: Kommt zu einem meiner Improvisationskonzerte in die Frauenkirche nach Dresden, wie z.B. am Mi, 01.10.25, um 20 Uhr und lasst euch vom Gegenteil überzeugen!
Du möchtest mehr über junge Talente im Bereich der klassischen Musik erfahren? Dann wirf einen Blick auf unser Gespräch mit den Hanke Brothers und lerne auch diese talentierten Musiker kennen. Wenn du Niklas Jahn live erleben möchtest, findest du seine Konzerttermine und weitere spannende Veranstaltungen der Frauenkirche Dresden auf unserem Portal. Für aktuelle Updates aus der Event-Szene folge uns auf Facebook und Instagram.