Die Toten Hosen – Mehr als nur eine Laune der Nat(o)ur!

Konzertbericht Die Toten Hosen

Endlich, endlich hat es geklappt – ich war auf einem Toten-Hosen-Konzert! Der eine oder die andere wird jetzt wahrscheinlich denken:  „Das ist doch kein Kunststück“. Doch bei mir hat es immerhin achtzehn Jahre gedauert.

Opel-Gang schallt aus dem Autoradio

Es ist um die Jahrtausendwende, als ich mit meinen Eltern und meinen Brüdern in Frankreich Urlaub mache. Während wir unsere Familienkutsche über die holprigen Straßen Nordwestfrankreichs jagen, dröhnt die „Opel-Gang“ aus den Boxen – und ich beginne, Die Toten Hosen zu lieben. Wieder in der Heimat angekommen, werden die Zimmerwände mit Fahnen und Plakaten geschmückt und Band-Shirts in die Schule entführt. Was meine Lehrer wohl denken, als ich in der siebten Klasse mit dem Aufdruck „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ in der ersten Reihe sitze? Leider erlauben mir meine Eltern zu dieser Zeit nicht, zu Live-Konzerten zu gehen. So lausche ich neidisch und beeindruckt den Erzählungen meiner Brüder. Irgendwann, das schwöre ich mir, werde ich die Jungs aus Düsseldorf live sehen. Es soll bis zum vergangenen Wochenende dauern, dass ich dieses Versprechen mir gegenüber einlöse:

Los geht’s: Die Rocklegenden betreten die Bühne

Nach sechs Stunden Arbeit am Einlass tausche ich den Ticket-Scanner gegen eine große Hopfenkaltschale und postiere mich, mit bestem Blick auf die tobende Masse, am Rande des Geschehens. Und dann betreten die fünf Rocklegenden vom Rhein endlich die Bühne. Tosender Applaus, ein kurzes Hallo und ab geht die Post. Vor dem Konzert hatte ich noch so meine Zweifel und mich gefragt: Wie viel Energie wird die Band nach 35 Jahren auf Tour noch haben? Doch nach wenigen Takten steht fest, Band und Fans sind bereit, hier und heute ordentlich die Sau rauszulassen. Dann der zweite Song: „Auswärtsspiel“. Für mich als Fußballfan einer der größten Hits aller Zeiten und der erste Gänsehautmoment an diesem Abend – es werden noch einige folgen. Gekonnt verknüpfen Campino und Co. alte und neue Songs. Zwischen „Wannsee“ und „Hier kommt Alex“ grölen, springen und feiern sich die gut 50.000 Fans langsam, aber sicher in Ekstase. Nach etwas mehr als einer Stunde verlässt die Band die Bühne.

Zurückgerufen von der nimmersatten Masse, legen die Hosen nun richtig los. Mit „Sascha… ein aufrechter Deutscher“ beweist die Band, dass sie unverändert politisch ist und beschert mir einen weiteren wohligen Schauer. Doch es werden auch leisere, nachdenklichere Töne angeschlagen. Von Streichern und einer Pianistin begleitet, erzeugen die Alt-Punks zu „Draußen vor der Tür“ Lagerfeuer-Atmosphäre auf dem Messegelände. Und ich bin mir sicher, dass ich in diesem Moment nicht der einzige mit feuchten Augen bin.

Konfetti, Sternenhimmel und „Tage wie diese“

Ich bin fasziniert davon, wie mühelos die Band das Publikum in ihren Bann zieht. Jede Ansage wird frenetisch beklatscht, jede Strophe erklingt aus zigtausend Kehlen und selbst die Zaungäste aus den umliegenden Bürogebäuden zappeln wie wild an ihren Fensterplätzen. Kurz nach 23 Uhr dann der Höhepunkt: „Tage wie diese“. Pünktlich zum Refrain fliegt Konfetti durch den Freiburger Nachthimmel, Lichter strahlen und selbst in der hintersten Reihe springen Jung und Alt umher. Kurze Zeit später verlassen Die Toten Hosen endgültig die Bühne und ich frage mich, warum ich sie nicht schon viel früher live gesehen habe.

Auf dem Rückweg zum Fahrrad folgt dann noch ein unerwartetes Highlight. Ich treffe Campino höchstpersönlich. Unzusammenhängendes Gestammel meinerseits, kurzes Shakehands und schon ist er vorbei, dieser Moment, den ich mir schon damals im Auto auf den französischen Straßen herbeigesehnt habe.

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Tilman

Seit 2013 bin ich Teil des Reservix-Teams. In meiner Freizeit versuche ich, das Runde ins Eckige zu schießen. Nebenher studiere ich – aber nur so lange, bis mich endlich Jogi Löw anruft.