Artist of the month: MULAY im Interview

In unserer neuen Artikelreihe küren wir einmal im Monat die spannendsten Newcomer, herausragende Ausnahmetalente oder interessante Persönlichkeiten als „Artist of the Month“. Nur von der Redaktion für euch!

In unserer ersten Ausgabe beehrt uns die Ausnahmekünstlerin Mulay mit einem exklusiven Interview. Andersartig, ästhetisch und kontrastreich – so lässt sich das Image der Berliner Künstlerin kurzerhand erklären. Ihre Musik bewegt sich zwischen souligem R ’n‘ B, Trip-Hop, Pop und etwas Electronica. Ihre Songs sind selbstgeschrieben und ein Spiegel ihres Innenlebens. Wir durften Mulay fünf Fragen stellen.

1. Wie kamst du zum Musik machen und was bedeutet Musik für dich?


Musik hat in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt. Dadurch, dass mein Vater ein Jazz- und Klassiklabel betreibt, bin ich mit einem sehr breiten musikalischen Spektrum aufgewachsen und habe früh Konzerte besucht und Live-Musik und Aufnahmesessions miterlebt. Mit acht Jahren habe ich dann Klarinette als erstes Instrument angefangen, vorher jedoch mit Beginn der Grundschule bereits im Schulchor gesungen und mich allgemein zu Hause gerne musikalisch ausgedrückt. Mit 15 Jahren hatte ich dann den Wunsch, meine Stimme als Instrument weiter auszubauen und nahm Gesangsunterricht. Darauf folgten erste Bandprojekte und Auftritte auf Schulveranstaltungen, erste eigene Songs und so weiter.

Musik war für mich schon immer eine Möglichkeit, mich über die Grenzen der Sprache hinaus auszudrücken – Erlebtes, Gefühle und Gedanken zu verarbeiten und nach außen zu transportieren. Sie ist ein Ventil und bietet mir zugleich eine Reflexionsfläche, um mich selbst ein bisschen besser zu verstehen. Und natürlich erlaubt sie mir heute, wo ich eigene Musik release und performe, darüber hinaus mit Menschen auf einer ganz besonderen Ebene zu connecten.

 

2. Bei dir spielt neben der Musik auch Ästhetik eine große Rolle. Woher nimmst du die Inspiration für deine Videos, Performances und Outfits?


Ich schöpfe Inspiration aus allen Eindrücken und Momentaufnahmen, Dingen die ich gesehen, gefühlt, gelesen, gehört, erlebt habe und die mich auf irgendeine Art und Weise berührt haben oder etwas in mir ausgelöst haben. Ich arbeite gerne konzeptionell, da es mir hilft, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen und ich im Schaffensprozess das Bedürfnis nach so etwas wie einem roten Faden habe, damit eben genau die richtigen Bilder und Ideen zueinander finden können. Das passiert ganz natürlich. Meist fängt es mit Chaos an und dann fügt sich ein Puzzleteil nach dem anderen, bis eine ganz klare Vision da ist, die ich dann oftmals etwas obsessiv umsetzen muss.

Die Ideen für Videos entstehen oftmals bereits bei der Entstehung des Songs selbst. Wie gesagt, fühlt sich das für mich alles verbunden an. Ein Song kommuniziert ein Gefühl und eine Geschichte und diese hat für mich eine ganz klare visuelle Ebene oder Stimmung. Das kann mit Farben, einer Temperatur oder einem Gefühl für Räumlichkeit anfangen und sich dann Ebene für Ebene bis zur finalen Idee weiter entwickeln. Ich habe, denke ich, in meiner Ästhetik generell eine Tendenz zum Minimalismus. Und ich arbeite gerne mit Symbolik, da man Bildern in Verbindung mit bestimmten Motiven oder Referenzen so viel mehr Bedeutung und Tiefe geben kann und so auch wieder eine Brücke zur Musik oder zum Text schafft. Für mich sind alle Kunstformen, ob Video, Foto, Tanz oder Mode, sehr klar verbunden und sobald ich mich durch eine Form ausdrücke, gibt es auch eine klare Übersetzung oder parallele Sprache in jeder anderen Form.

 

3. Im Oktober kommt deine neue EP „IVORY“ heraus. Was erwartet uns?


Inhaltlich knüpft die EP quasi an meine Debut EP „ANTRACYTE“ an, die Anfang letzten Jahres herausgekommen ist und stellt auch einen Gegenpool zu ihr dar.
Während „ANTRACYTE“ sich mit dem Thema Betrug, Schuld, Verurteilung und dem Verlieren und Neufinden seiner Selbst auseinandersetzt und zeigt, dass schmerzvolle Erfahrungen uns oftmals ermöglichen über uns hinauszuwachsen, schließt „IVORY“ daran an – und beschäftigt sich damit, was eben nach dieser Wiedergeburt passiert. Es geht ums Loslassen, um eine schmerzhaft ehrliche Auseinandersetzung mit seinen eigenen Schwächen, Abhängigkeiten und toxischen Mustern, aber auch um den Willen, diese zu überwinden und das Wissen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Klanglich wird es entsprechend etwas hoffnungsvoller.

Ich würde sagen, ich bleibe meinem Sound treu und trotzdem entwickelt er sich, so wie ich mich, weiter. Es wird auf der einen Seite rauer und intimer und auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, endlich ein paar mehr Facetten meiner Stimme Raum gegeben zu haben. Außerdem, was mir erst im Nachhinein aufgefallen ist, wird es sehr rhythmisch, was mein Writing angeht. Ich schreibe generell oft sehr rhythmisch, was auch in meiner Debut EP teilweise zu hören ist und damit zutun haben könnte, dass ich sehr viel Inspiration aus dem Rap beziehe. Bei dieser EP habe ich erst beim Neuaufnehmen der Vocals gemerkt, dass ich insgesamt wirklich viele unterschiedliche Flows in teilweise sogar einem einzigen Song benutze.

 

4. Der Titel deiner Tour, die du im Oktober 2022 startest, lautet „Between The Shades“. Was steckt hinter diesem Namen und was findet man denn zwischen den Schatten?


ANTRACYTE“ und „IVORY“ ergänzen sich zu einem Gesamtkunstwerk. Während „ANTRACYTE“ die Dunkelheit repräsentiert und damit das Erreichen des Lichts am Ende des Tunnels, steht „IVORY“ für das Licht selbst und die Schatten, die unvermeidlich sind. Es geht darum, Platz für all die Gefühlsebenen zu schaffen, die in uns wirken: Schmerz, Liebe, Stärke, Schwäche, Unsicherheit, Selbstbewusstsein… es geht darum aufzuzeigen, dass Dinge meist nicht schwarz oder weiß zu betrachten sind, gut oder schlecht, sondern, dass die Wahrheit meist dazwischen liegt: auf dem Spektrum irgendwo zwischen „ANTRACYTE“ und „IVORY“ oder eben „BETWEEN THE SHADES“.

Da ich mein Debut während der Pandemie veröffentlicht habe, freue ich mich natürlich umso mehr jetzt zum Release meiner zweiten EP endlich auf Tour gehen zu können und beide EPs, einmal mit dem LP Release, der sie auf einer Vinyl vereint und einmal eben live auf der Bühne, als Gesamtkunstwerk zu zelebrieren.

 

5. Du bist Teil der neuen „EQUAL GSA“-Playlist auf Spotify. Inwieweit spielen für dich feministische Themen eine Rolle und wie spiegelt sich dies in deinen Songs wider?


Das Schreiben ist für mich eine Art Therapie und entsprechend sind meine Songs sehr persönlich. In ihnen reflektiere ich meine Erfahrungswelt und wie ich meine Außen- und Innenwelt wahrnehme. Diese Wahrnehmung und jede Erfahrung, die ich mache, ist natürlich davon geprägt, dass ich diese Welt als Frau erlebe. Das führt für mich unumgänglich zu einer Auseinandersetzung mit feministischen Themen. Ob es um den Ausdruck von Sexualität geht und die Unterdrückung dessen, den Ausdruck durch den eigenen Körper und dessen Zensur oder darum, dem Druck und eben der Emanzipation von äußeren Erwartungen, einem gewissen Bild zu entsprechen.

Ich gehe meine Musik oder einen Song eigentlich nie mit dem Vorhaben an, bestimmte Themen zu beleuchten oder Ansichten zu promoten, sondern versuche mich so ehrlich wie möglich mit mir selbst und meiner Umwelt auseinanderzusetzen. Dabei möchte ich mich authentisch und frei durch meine Kunst ausdrücken. Ich denke, dass ich dies als Frau in einer immer noch männerdominierten Branche tue, macht es wohl automatisch politisch. Ich habe kein Problem damit, dass es so gesehen wird, denn ich stehe zu 100% dahinter. Jedoch in der Hoffnung, dass es eines Tages einfach normal sein wird, dass Frauen sich frei und ungefiltert ausdrücken, multidimensional sind und ihren eigenen Weg gehen.


Liebe Mulay, wir wünschen dir, dass du deinen eigenen Weg gehen wirst und freuen uns auf deine erste eigene Tour im Herbst 2022.

Eine Kostprobe, was euch bei den Konzerten musikalisch erwartet, gibt’s hier:

 

Und falls ihr jetzt auch Lust bekommen habt, diese talentierte und besondere Künstlerin live zu erleben, dann checkt hier ihre Tourtermine aus!

Für mehr exklusiven Content rund um die Eventbranche könnt ihr jetzt unser Ticketmagazin virtuell durchblättern. Für die heißesten News empfehlen wir unsere Facebook- und Instagram-Seite. Lasst doch mal ein Like da!

Newsletter-Anmeldung
Sima

Seit 2019 bin ich Teil der Online-Redaktion. Ich bin aber nicht nur in der digitalen, sondern auch in der analogen Welt ziemlich viel unterwegs - ihr findet mich auf Festivals, Flohmärkten, Städtetrips oder in der Küche, wo ich exotische Rezepte ausprobiere. Achja, ich hege eine geheime Vorliebe für weinrot und Rotwein.