Faber: Der Schweizer Herzensbrecher

Faber

Wer ist das?

Wenn Julian Pollina alias Faber nicht der Vollblutmusiker geworden wäre, der er heute ist, würde er seinen eigenen Angaben nach wahrscheinlich Tabakwaren und Schmuddelhefte verkaufen. Was bei diesem Msuiker ins Auge sticht, ist nicht nur das wallende Haar, sondern auch eine großzügige Portion Humor, mit der er in Songs und Interviews spielt. Dass der Züricher hochdeutsch singt, kommt bei manchen seiner Schweizer Fans nicht immer gut an. Wer hauptsächlich auf sanfte Töne steht, ist hier fehl am Platz: Schon mehrmals baten Gäste in Restaurants, in denen er in den Anfangsjahren auftrat, dass er doch bitte leiser spielen möge. Dass ist bei seinem lauten Organ gar nicht so leicht. Schließlich macht er die Nächte extra durch, um seine raue Stimme weiter aufzukratzen.

Was macht er?

Ist es Indie, Klezmer oder Balkanbeat? Das Debüt „Sei ein Faber im Wind“ lässt stiltechnisch einige Fragen offen und macht damit umso neugieriger. Die Mitglieder seiner Band Goran Koč, Tillmann Ostendarp, Janos Mijnssen und Max Kämmerling kommen, wie die Namen schon andeuten, von überall her. Einflüsse ihrer verstreuten europäischen Wurzeln machen sich auch im Soundmuster der Band bemerkbar. Außergewöhnliche Instrumente wie Orgel, Darbuka oder Posaune unterbrechen sanfte Melodien, die man sonst nur aus Balladen kennt. Kurz bevor er jedoch in den Kitsch abzudriften droht, singt Faber „Es ist schön mit dir, doch es könnte schöner sein“ und die Blaskapelle setzt ein. Herzschmerz kommt höchstens in Sprüchen wie „Dein Neuer trägt im Gesicht ‘nen Vollbart, meine Neue nur ein‘ Flaum“ zum Ausdruck. Ist das Ernst oder Sarkasmus? Wie schon viele Meister vor Faber nutzt er Selbstironie als Methode, ernste Themen anzugehen. Er kann romantisch und er kann sexy – doch der Überraschungseffekt in seinen Texten ist ihm wichtiger. Und schließlich ist Liebe im Grunde doch nur Chemie.

Was Ihr noch nicht wusstet:

Seine erste Single finanzierte er über Crowdfunding und gab dabei das Versprechen, dass er für jeden spendablen Financier ein Privatkonzert geben würde. Diesen Schwur hat er gewissenhaft eingelöst – sogar ein tränenschweres Willkommens-Konzert am Flughafen hat Faber bei der Aktion schon gegeben. Das aufstrebende Talent ist sich wirklich für nichts zu schade. Während andere Künstler sich haareraufend über Lügenberichte und Gerüchte beschweren, verbreitet Faber sie lieber persönlich. Zum Beispiel, dass der Mittzwanziger früher verheiratet war. Oder dass er einen Kiosk in Zürich führt. Wenn er Songs schreibt, belügt Faber sich gern selbst und versetzt sich zwischen Zigarettendunst und Rotwein in seinen ganz eigenen Film. Wie er in Interviews davon spricht, dass sich in dieser selbst erschaffenen Atmosphäre die besten Texte schreiben lassen, muss er ein bisschen über sich selbst schmunzeln. Bei seinen Live-Auftritten gibt er sich ähnlich.

Warum soll ich in sein Konzert gehen?

Kaum ein Zweiter geht auf Konzerten so ab wie Faber mit seiner Band. Die buntgemischte Truppe versteht es, den Zunder in ihren Instrumenten zu entfachen, bis jeder vor der Bühne seine Hemmungen vergessen hat und sich endlich treiben lässt. Da wird gesprungen, gemosht, geschunkelt und Folklore getanzt. Am liebsten würde man „Rambazamba!“ in die Luft grölen oder sich fünfzig Mal um die eigene Achse drehen, bis einem schwindelt. Zwischen seinen Songs brummt Faber auch gerne mal eine italienische Ballade ins Mikro – es mag einige Frauen im Saal in Wallung bringen, wenn er in feinstem Italienisch „Amore mio“ haucht.

Wer Interesse an Faber gefunden hat, sollte selbst mal reinhören und die Musik auf eigene Faust entdecken. Tickets für den begabten Zottelkopf gibt es bei uns!

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.

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