Sie gehören zum Oktoberfest wie Tracht, Bier und Brathendl: Wiesn-Hits! Ob nun die 1860er-Fans im Löwenbräu, die Party-Mäuse im Hacker oder die Münchner Schickeria in der Käfer-Schänke, in jedem Zelt wird zur Musik geschunkelt, getanzt und gegrölt. Doch wie ist der Oktoberfest-Sound eigentlich zu dem geworden, was er heute ist? Wir nehmen dich mit auf eine kleine Reise durch die Geschichte der Wiesn-Musi und geben dir die Playlist an die Hand, die dich in Stimmung bringt, bevor es wieder einmal „O’zapft is!“ heißt.
Ein Prosit der Gemütlichkeit
Niemand, wirklich niemand kann auf die Wiesn gehen ohne „ein Prosit der Gemütlichkeit“ zu hören! Etabliert wurde die altbekannte Floskel 1898 von Wirt Georg Lang, der im selben Jahr das erste Bierzelt, oder wie er es liebevoll nannte die „Bierburg“, auf dem zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als 80 Jahren bestehenden Oktoberfest errichtete. Von da an stieg die Zahl der Festzelte rasant an. Blasmusik untermalte die Wirtschaften musikalisch und das Prosit wurde zu DEM Klassiker in jedem Zelt – bis heute. Und das, obwohl der Hit aus gerade mal acht mickrigen Worten besteht. Was bleibt da noch zu sagen außer „oans, zwoa, drei! Gsuffa!“
Der erste Wiesn-Hit
Wenn man dann mal ehrlich ist, kann das Prosit der Gemütlichkeit in seiner Kürze doch weniger als richtiger Hit bezeichnet werden. Vielmehr hat es sich mit den Jahren zu einer Art Atempause für die Musikerinnen und Musiker zwischen den Songs eingependelt. Das Lied, welches tatsächlich als erster Wiesn-Hit gilt, und damit den Maßstab für alle folgenden legte, ist „(I will haam nach) Fürstenfeld“ der österreichischen Band „S.T.S.“. 1984 wurde er erstmals im Winzerer Fähndl gespielt, unwissend, welchen Trend er damit anstoßen würde. Um den Zeitraum entstand auch „In München steht ein Hofbräuhaus“, eine Ode an Minga und das Brauhaus, die unausweichlich zum absoluten Klassiker auf dem Oktoberfest wurde. Seit Generationen schunkeln die Besucherinnen und Besucher zu den Melodien dieser Lieder.
Die Schlagerwelle
Blasmusik und bayerische Bands schön und gut, aber was ist das Oktoberfest ohne Schlager? Heute ist der elektropoppige Sound mit schnulzigen – oder gerne auch mal etwas alkohollastigen – Texten gar nicht mehr wegzudenken. Dabei findet sich Schlager auch noch gar nicht so lange in den Zelten. Erst seit den 80er- und 90er- Jahren, als eine Schlagerwelle über Deutschland schappte und plötzlich Hits wie „Verdammt ich lieb‘ dich“ und „1000 und 1 Nacht (Zoom)“ die Herzen der Leute im Sturm eroberten, fand er seinen Weg auf die Wiesn. Bis heute gehört eine ganze Reihe an Gassenhauer dieser Zeit zum festen Spielprogramm einer jeden Wiesnband. Seither hat sich der Schlagersound zu einem ganzen Potpourri verschiedener Stile entwickelt: Malle Schlager, Pop Schlager, Après Ski Schlager, moderner Italo-Schlager und so weiter. Auf dem Oktoberfest sind sie alle zu finden!
Die Evergreens der Rock- und Popmusik
Was soll man sagen, der Pop macht seit den 2000ern nirgends Halt. Ob Oldies der 80er oder frischgebackene Radiobanger, in den Zelten sorgen internationale Rock und Pop Sounds für den nötigen Hüftschwung zwischen Blasmusi-Geschunkel und Schlagergegröle. Ein Oktoberfest ohne „99 Luftballons“ oder „Take on Me“ ist so unwahrscheinlich wie eine Wiesn ohne Bier. Und sind wir mal ehrlich, wer will sich am Ende des Abends nicht zu „Angels“ in den Armen liegen?
Das Rezept zum Wiesn-Hit
Wie gelingt es nun, einen ordentlichen Bierbank-Banger zu schaffen? Eigentlich ist alles klar: Eingängige Melodie, Texte, die alle mitsingen können, ein Rhythmus, der tanzbar ist, positive Vibes, gerne ein bisschen Tradition (wir sind schließlich immer noch in Bayern) und ein Hauch kultureller Brückenbildung und schon sollte es klappen… sollte man meinen. Das Rätsel darum, wie genau ein Lied zum Wiesn-Hit wird, ist jedoch bis heute ein Mysterium! Obwohl sich viele Musikerinnen und Musiker schon gehörig ins Zeug gelegt haben, einen perfekten Oktoberfest-Banger rauszuhauen, scheint das auf Knopfdruck bislang noch niemandem so wirklich gelungen zu sein. Fast! Auch wenn Andreas Gabalier strittig ist, lässt sich nicht verleugnen, dass ihm mit „Hulapalu“ 2015 ein Treffer ins Schwarze gelungen ist. Der Hit wurde zum Lieblings-Oktoberfest-Lied und will diesen Titel seitdem auch nicht wieder hergeben. Vielleicht sollte beim nächsten Hulapalu dennoch nicht alle die Augen zu machen, sondern das Ganze noch einmal überdenken. (Hinweis: Gabalier wird Rechtsextremismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit vorgeworfen)
Die Mischung macht die Magie
Wiesn-Playlist heißt also: von allem ein bisschen. Tatsächlich dürfte die ein oder andere Person auch etwas irritiert sein, wenn sie tagsüber im Zelt hockt. Denn bis 18:00 Uhr wird kein Schlager oder Pop gespielt. Das Konzept der „Ruhigen Wiesn“ riefen die Veranstalter 2005 mit dem Ziel ins Leben, dass das Volksfest nicht zu einem Ballermann 2.0 expandiert. Seither sind die Zeltbetreibenden dazu angehalten, bis 18:00 Uhr traditionelle Blasmusik mit einer Dezibel-Obergrenze von 85 dB zu spielen. Erst danach kann gefeiert werden – was im Regelfall 23:00 Uhr bedeutet – bis die Schotten dicht gemacht werden. Für alle, die sich trotzdem noch eine Schippe mehr Tradition wünschen, gibt es seit 2010 am Südende der Theresienwiese die Oide Wiesn. Ein historischs Oktoberfest mit jeder Menge Nostalgiegefühl.
Wer jetzt Lust auf ein bisschen Wiesn Gaudi bekommen hat und keinen Platz in einem der Münchner Zelte hat: Keine Sorge! In ganz Deutschland finden sich mittlerweile Oktoberfeste. Also nei in die Tracht und aufi geht’s. Falls du noch mehr Interesse an Wiesn-Hits hast, findest du bei uns im Ticketmagazin einen Artikel, der sich mit einzelnen Songs befasst. Folge uns gerne auf Instagram und Facebook, dann verpasst du keine relevanten Vorverkäufe, Gewinnspiele und ähnliches. Damit bleibt nur noch zu sagen: Viel Spaß auf dem Oktoberfest!