Dreigestirn – Liedermacher:innen im Interview

Einzeln sind die drei Musiker:innen Nadine Fingerhut, David Beta und Lukas Droese fantastisch. Als Dreigestirn im gemeinsamen Tour-Projekt hauen sie im Oktober 2022 alle vom Hocker. Los geht die „Liedermacher:innen“-Tour am 12. Oktober in Bensheim. Sie wollen aufräumen mit der Skepsis gegenüber deutschsprachiger Musik, ihre Geschichten mit euch teilen und Pazifismus verströmen, für den sie kompromisslos einstehen. Lerne jetzt das Trio Dreigestirn persönlich kennen.

Unter dem Titel „Dreigestirn“ geht ihr bald auf Tour durch Deutschland. Was steckt hinter diesem Namen?


Nadine: Die Idee für den Namen „Dreigestirn“ hatte unsere Agentur Hypertension MusicIch finde den Namen total schön und passend. Wir sind ein Trio aus drei unterschiedlichen, aber gleichwertigen Künstler:innen, unterwegs in einer gemeinsamen Sache. Ein Dreigestirn eben. 

David: Mir gefiel auch von Anfang an, dass die Menschen hier an nur einem einzigen Abend so eine große Bandbreite erleben können: Dreimal ganz neue Musik, dreimal verschiedene Stimmen und Stile und dreimal eigene tolle Songs

Lukas: Die Tour wird so viel mehr sein, als nur drei Künstler:innen, die einfach nacheinander ihre Lieder spielen. Natürlich sind wir drei jeweils Solokünstler:innen, aber bei diesen Konzerten werden wir jeden Abend zum „Dreigestirn“ und können damit mehr sein, als wenn wir alleine auf Tour sind.

 

Wie kamt ihr zu diesem gemeinsamen Projekt und was wollt ihr damit erreichen? 


Nadine: Ich wurde vor einigen Wochen von der Agentur angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei der Tour dabei zu sein. Und als ich mir dann Lukas und Davids Songs angehört hab, war ich sofort begeistert und hab natürlich zugesagt. Durch die Förderung der „Initiative Musik“ haben wir die Möglichkeit, Konzerte in einigen der schönsten Clubs Deutschlands zu spielen und das noch mit einer fantastischen Band. 

Der Spirit hinter der Dreigestirn-Tour ist es, ganz klar den Menschen die neue Liedermacher:innen-Szene näherzubringen und zu zeigen, dass es da noch so viel mehr gibt als das, was wir tagtäglich im Mainstream-Radio zu hören bekommen. Wir wollen die Menschen mit unseren Songs und Geschichten berühren, aber auch zum Tanzen bringen und vor allem gemeinsam eine richtig gute Zeit haben. 

David: Ich arbeite nun schon seit drei Jahren mit Hypertension Music zusammen und habe da auch mein erstes Album veröffentlicht. Ich freu mich einfach mega, dass ich dabei sein kann. Die Tour ist eine große Chance, uns zu zeigen, weil wir alleine auf so einer Tour eventuell auch gar nicht so viele Menschen erreichen könnten, wie jetzt in der Dreigestirn-Konstellation.

Lukas: Auch ich arbeite schon seit einiger Zeit mit Hypertension zusammen und war von der Tour-Idee direkt begeistert. Bereits im letzten Jahr gab es schon die ersten Pläne und ich bin wahnsinnig dankbar, dabei sein zu dürfen. Ich würde mir wünschen, dass wir mit dieser Tour das Publikum für moderne Liedermacher:innen begeistern können und, wie Nadine es so schön gesagt hat, damit zeigen können, dass es viel mehr Tiefe in der Deutschen Musikszene gibt, als das, was wir immer im Radio hören.

 

Musikalisch seid ihr sehr unterschiedlich, was verbindet euch dennoch?


Nadine: Ich denke, uns verbindet sogar ziemlich viel. Vor allem das Bedürfnis, unsere ganz persönlichen Geschichten und Emotionen in unsere Lieder zu bringen und damit zu verarbeiten. Wir alle schreiben aus dem Herzen. Wir alle schreiben Lieder in unserer Muttersprache und wir alle leben für die Musik und dafür, unsere Musik mit Menschen zu teilen. Wir haben unterschiedliche Wurzeln und Einflüsse und somit unterschiedliche Herangehensweisen, aber im Kern tun wir alle das Gleiche. 

David: Das sehe ich genauso. Im Erzählen unserer eigenen Geschichten, Emotionen, Eindrücke sind wir uns gar nicht unähnlich, aber die Umsetzung ist dann doch jedes Mal anders und dadurch wird es spannend. Lukas hat vielleicht etwas mehr Soul, Nadine mehr Chanson, ich komme mehr vom Pop/Rock. 

Lukas: Ich denke, dass Nadine, David und ich vor allem Geschichtenerzähler:innen sind. Man hört allen von uns seine unterschiedlichen Einflüsse an, seien es Melodien, Harmonien oder der Sound. Was aber bei uns ganz vorne steht, ist die Liebe zum Text und die Geschichten, die wir mit unseren Songs erzählen wollen. 

 

Wie habt ihr das Programm konzipiert und was erwartet uns beim Konzert?


Nadine: Auf der Dreigestirn-Tour werden Lukas, David und ich jeweils eigene Sets von 30-40 Minuten spielen. Begleitet werden wir dabei von drei jungen, herausragenden Musiker:innen. Und am Ende des Abends wird man uns dann auch noch gemeinsam performen sehen. 

David: Ich freue mich, dass wir mit einer richtig fetten Band auf Tour gehen, gleichzeitig habe ich auch total Lust auf das gegenseitige Unterstützen bei einigen Songs. So werden Lukas und ich zum Beispiel bei einem von Nadines Songs einen kleinen Background-Chor singen, Lukas spielt bei einem meiner Lieder E-Gitarre und so weiter – das bringt ganz schön viel Kraft und Farbe ins Programm.

Lukas: Nadine und David haben es schon sehr schön auf den Punkt gebracht. Es wird einfach einen wunderbaren Austausch und viel Abwechslung auf der Bühne geben. 

 

Als Song-Poet:innen habt ihr nicht nur Lieder über eure persönlichen Lebensträume geschrieben, sondern auch über Themen wie Freiheit, Respekt und Menschlichkeit. Wieso ist es heutzutage wichtig, darüber zu sprechen?


Nadine: Für mich ist es wichtig, weil mich diese Themen berühren und weil sie uns alle etwas angehen. Ich denke, dass es wichtig ist, Stellung zu beziehen, wenn es um Themen wie rechte Gewalt geht oder auch um den Klimawandel. Wir als Liedermacher:innen haben die Möglichkeit, unsere Stimmen zu nutzen, um Denkanstöße zu geben. Aber auch, um Hoffnung zu machen und ein Gefühl von Zusammenhalt zu kreieren. 

David: Ich finde es sehr wichtig, dass wir die Bühne nutzen, um diese Themen sehr direkt anzusprechen, um ein Gegengewicht zu bilden gegen das ganze Wegschauen und die Trägheit – auch die eigene! Diese Themen lassen sich nicht ausblenden. Ich finde aber nicht, dass jede Art von Musik politisch sein muss, es ist ok, sich auch mal wegzuträumen und gerade dadurch neue Kraft für die ganze harte Realität und den ganzen Mist in der Welt zu tanken. 

Lukas: Als Songwriter fühle ich mich in erster Linie als Beobachter. Ich beobachte mich selbst und die Welt, die mich umgibt, was mich bewegt und was sie bewegt. Was mich und die Menschen um mich umtreibt, findet sich automatisch in meinen Texten wieder, egal ob es große und globale oder kleine persönliche Themen sind. 

 

Und was bedeutet Freiheit und Weltoffenheit für euch persönlich?


Nadine: Für mich bedeuten Freiheit und Weltoffenheit, dass jede und jeder so sein darf wie sie oder er ist, solange es keinem anderen Menschen weh tut oder schadet. Wichtig ist nicht, wo man herkommt, wie man aussieht, welche sexuelle Orientierung man hat, et cetera, sondern allein das, was man tut und wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält. 

David: Für mich bedeutet Weltoffenheit auch, sich so viel es geht zu informieren und damit zu beschäftigen, wie verschiedene Gruppen und einzelne Menschen sich in der Gesellschaft sehen, wie sie behandelt oder angesprochen werden wollen, welche Wünsche sie haben und mehr Platz für all diese zu schaffen. Ich selber fühle mich als weißer Hetero-Mann sehr privilegiert und will mich immer wieder hinterfragen und herausfinden, wie ich es schaffen kann, mich mehr dafür einzusetzen, mehr Gleichgewicht in der Gesellschaft herzustellen. 

Lukas: Freiheit bedeutet für mich, meiner Kreativität und meinen Ideen zu folgen, wo auch immer sie mich hinführen. Mich jeden Tag selbst zu Fragen, ob ich mit meinem persönlichen Status Quo glücklich bin und jeden Tag die Möglichkeit zu haben, etwas an ihm zu ändern. Dabei versuche ich, mit offenen Augen und neugierigem Blick durch die Welt zu laufen.

 

Dir hat das Interview mit Dreigestirn gefallen? Dann sieh dich für weiteren exklusiven Content jetzt im Ticketmagazin um. Vielleicht interessiert dich ja das Interview mit der Berliner Musikerin Mulay?


Pressebilder:

David Beta: © Viktoria Micheel

Nadine Fingerhut: © Eva Maria Schmidt

Lukas Droese: © Sascha Beckmann

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.