Die feinen Unterschiede: Rap vs. Hip-Hop

Euch fehlt der Gesprächsstoff im nächsten Zoom-Meeting? Dann hier mal was Provokantes: Was früher mal Rock’n’Roll in Sachen Popularität war, ist heute Hip-Hop. Das Zusammenspiel von Reimen und Beats hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von einem Nischending zu wohl dem Mainstreamgenre gemausert. Wer hier ungläubig den Kopf schüttelt, muss nur mal einen Blick in die aktuellen Albumcharts werfen.

Doch was ist Hip-Hop eigentlich genau? Und wo liegt der Unterschied zu Rap? Fragen über Fragen, die wir heute in die feinen Unterschiede: Rap vs. Hip-Hop mal genauer unter die Lupe nehmen wollen. Vorab sei aber noch klargestellt, eine Lehrbuchdefinition gibt’s hier nicht. Vielmehr wollen wir einen kleinen Überblick geben.

Das Vorurteil

Als Musikrichtung hat es Hip-Hop nicht leicht. Naja ok, zugegebenermaßen macht es sich das Genre auch nicht immer einfach. Gewaltverherrlichende Texte, ein Geschlechterverständnis aus dem Mittelalter – vom Verhältnis Männer und Frauen ganz zu schweigen – und ein Konsumfokus, der Geld und Statussymbole über alles stellt, sind nur die gängigsten Kritiken. Doch das mittlerweile milliardenfachgeklickte Musikgenre hat viel mehr auf dem Kasten. Immer wieder wird Rap als Sprachrohr genutzt, um Unterdrückung, Diskriminierung und gesellschaftliche Missstände bloßzustellen, wie es sonst kaum ein anderes Genre tut. Ihr merkt schon, was Hip-Hop schon immer anhaftete, war und ist ein zweischneidiges Schwert.

Hip-Hop, ein Wort mit vielen Bedeutungen

In erster Linie steht Hip-Hop mal für ein Genre. Wie in fast allen Musikrichtungen gibt es hier natürlich auch zig Unterkategorien wie beispielsweise Boom bap, Trap oder Grime, die sich erheblich vom Sound unterscheiden. Hip-Hop steht neben der Bezeichnung eines Genres aber noch für weit mehr. Hinter dem prominenten Bindestrichwort verbirgt sich ein ganzes Movement, eine Bewegung, eine Kultur, deren Ursprünge hauptsächlich im New York der 1970er zu suchen sind. Dabei fußt dieser Zusammenschluss auf vier Säulen, die das Fundament für Hip-Hop bilden:

Eine davon ist das Writing, wovon die meisten sicherlich schon mal unter dem Namen Graffiti gehört haben. Das Writing kann sozusagen als eine Art visuellen Ausdrucks von Hip-Hop gesehen werden, mit dem sich die Sprayerinnen und Sprayer einen Namen machten. Um klarzumachen, von wem welches Graffiti stammt, wird oftmals noch ein Tag hinterlassen. Das ist eine Art Unterschrift, mit der aber auch in den Bandenkulturen der USA Straßengangs ihr Revier markieren.

B-Boying oder Breakdance ist der Tanz gewordene Ausdruck von Hip-Hop, also die physische Form des Movements. Genau wie die Musikrichtung am Beginn ihrer Entstehung war das Breakdancen in den 70ern etwas vollkommen Neues. Die Mischung aus treibenden Drums und abgehakten Beats sorgte dafür, dass sich die Menschen komplett anders zur Musik bewegten. So stylisch, lässig und cool sah Tanzen vorher einfach noch nicht aus.

Aber klar, um freshe Moves auf das Parkett zu zaubern, braucht es noch eine essentielle Zutat: das DJing. Die DJs sind für das treibende Klanggerüst in Form von Beats zuständig, die die MCs zum Spitten und die Breaker zum Tanzen bringen. Ohne DJ läuft quasi gar nix, wenn die Musik nicht stannimäßig vom Band kommt. Große Bekanntheit erlangte außerdem das Scratching durch die DJs. Dabei werden die Turntables quasi als zusätzliches Rhythmusinstrument verwendet, indem die DJs die ikonischen Scratchsounds durch das Hin- und Herbewegen der Schallplatten erzeugen.

Hinter dem prominenten Bindestrichwort verbirgt sich ein ganzes Movement, eine Bewegung, eine Kultur, deren Ursprünge hauptsächlich im New York der 1970er zu suchen sind.

Rap ist…

So, und da sind wir angekommen: Bei der letzten tragenden Säule des Hip-Hop, dem Rappen oder auch MCing. Ursprünglich war die Mistress oder der Master of Ceremonies – kurz MCs – als Unterstützung für die DJs am Start. Als eine Art der Moderation machten die MCs Ansprachen, um die Crowd anzuheizen, stellten die DJs vor oder nahmen sich selbst auf die Schippe. Hin und wieder kam es auch dazu, dass für Songs die Vocals in Form von Raps beigesteuert wurden.

Dieser letzte Aspekt nahm über die Jahre immer mehr zu, sodass nicht mehr die DJ im Vordergrund standen sondern die Rapperinnen und Rapper. Eigene Texte wurden vorgetragen, die entweder für eine partytaugliche Stimmung sorgten oder gesellschaftliche Missstände pointiert ins Visier nahmen. Eine Lawine kam ins Rollen, die bis heute die unterschiedlichsten Acts mit eigenen Styles hervorgebracht hat. Die einen rappen doubletime, die anderen mumbeln ihre Wörter nur und wieder andere Acts haben verschiedene Sprachen zu einer ganz neuen Kunstform zusammengesetzt, die es vorher noch nie zu hören gab.

Was lernen wir also daraus? Rap ist schon immer als Sprechgesang Bestandteil von Hip-Hop gewesen, egal ob man sich nun das Genre oder die Kultur dahinter anschaut. Doch graue Theorie hat bekanntlich noch nie einen Head zum Kopfnicken gebracht. Warum also nicht mal die MCs selbst zu Wort kommen lassen, die sich auch schon mal gefragt haben, was denn Rap eigentlich ist:

Ihr wollt Hip-Hop und Rap live erleben? Wie wäre es mit Sido, Kontra K, Die Fantastischen Vier oder Neromun?

So viel zu Reimen und Beats. Hoffentlich ist der Dschungel aus Rap und Hip-Hop ein wenig lichter und durchschaubarer geworden. Falls ihr noch weitere spannende Facts aus unserer Reihe „Die feinen Unterschiede“ wissen wollt, schaut doch mal hier vorbei: Die Feinen Unterschiede Rock vs. Metal

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Patrick

Seit Herbst 2017 bin ich Teil der Reservix-Redaktion. Zu meinen Hobbys gehören Textkorrekturen, Teilzeit zu arbeiten und die Theoretisierung arbeitsweltlicher Transformationsprozesse. Zweck-Alliterationen mag ich übrigens nicht.