Karneval, Fasching oder Fasnet?

Karneval, Fasching oder Fasnet?

Alljährlich schlägt es am 11. November um 11:11 Uhr pünktlich zur fünften Jahreszeit. Das bedeutet: Startschuss für den Karneval in Köln, Fasching in Österreich und Fasnet in Stuttgart und Umgebung! Wie kommt es eigentlich zu den verschiedenen Bezeichnungen und worin unterscheiden sich die Bräuche und Narrenrufe? Wir haben die Lesebrille aufgesetzt und für euch recherchiert.

Helau! Alaaf! Ahoi!

Das Wort „Carneval“ taucht 1780 zum ersten Mal in historischen Akten der Stadt Köln auf. Es ergibt sich aus der lateinischen Wortkombination „carne levare“, was mit „Fleisch wegnehmen“ übersetzt werden kann. Damit ist natürlich der bewusste Verzicht in der sechswöchigen Fastenzeit gemeint, die mit dem Aschermittwoch einsetzt. Der Kölner Karneval zählt als bekanntester Vertreter zu den größten Karnevalsfesten der Welt, dicht gefolgt von rheinländischen Städten wie Bonn, Düsseldorf, Aachen und Co. Typische Bräuche sind vor allem die opulent geschmückten Narrenschiffe, die gerne mal die Verhöhnung politischer Spitzenkanditaten im Fokus haben. Bei den Kostümen ist alles dabei: Polizisten und FBI-Agentinnen mit dem gewissen Sex-Appeal, Märchenfiguren und Tierwesen oder einfach der klassische Clown. Hauptsache bunt und lustig!

Narro Hoi! Urli Urli! Hio!

Die närrische Zeit in Österreich, Bayern und Sachsen wird mit dem liebreizenden Titel Fasching versehen. Etymologisch stammt der Begriff von „Vaschang“ und spielt damit auf den symbolischen letzten Ausschank von Alkohol am Vorabend zur Fastenzeit an. Vor der langen Periode des Verzichts gibt es anlässlich aber noch ein paar Leckereien. Kulinarische Spezialität ist zum Beispiel der Krapfen, ein in Fett gebackenes süßes Wunder aus Hefeteig. Gefeiert wird das karnevaleske Treiben besonders ausgefallen im bayerischen Dietfurt an der Altmühl. Das Dietfurter Chinesenfasching beginnt mit dem Schmotzigen Donnerstag, der anderswo als Fettdonnerstag oder Weiberfastnacht bekannt ist. Von da an verwandelt sich der Ort in „Bayrisch-China“. Die jährliche Kaiserkrönung, Umzüge mit dem legendären Drachenwagen und das gemeinsame Singen der Dietfurter Faschingshymne sind echte Highlights und absolut sehenswert!

Ho Narro! Ha Tschi! Nari Narro!

Die schwäbisch-alemannische Fasnet (oder Fastnacht) hat seinen Ursprung im mittelhochdeutschen „vastnacht“, was den Vorabend der Fastenzeit bezeichnet. Seit 2014 ist das Fest sogar eingeschriebenes immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Auch in den nordöstlichen- und zentralen Teilen der Schweiz sowie in West-Österreich wird Fastnacht zelebriert. Die Bräuche fallen ganz unterschiedlich aus. Die Basler Fastnacht ist das bekannteste Fest der Schweiz und mit einer durchgehenden Dauer von 72 Stunden wohl eine der längsten Parties des Jahres. Außergewöhnlich ist auch das Schellerlaufen im tirolischen Nassereith – einem farbenprächtigen Umzug, bei dem verschieden maskierte Figuren mit passenden Glocken um die Hüften durch das Dorf marschieren, hüpfen und trampeln. Nie hat es einen schöneren Lärm gegeben, als bei diesen Festen!

Und wer hat’s erfunden?

Ähnlich wie bei der Erfindung der Currywurst gehen die Meinungen zum Entstehungsort von Karneval, Fasching und Fasnet auseinander. Die Rheinländer beanspruchen den Titel als Karnevals-Könige für sich, während die Schwaben und Österreicher wahrscheinlich genau dasselbe tun. Seinen Ursprung hat das Fest in der kostümierten Winteraustreibung, bei der sich die Bürger einstmals in eine unheimliche Maskierung warfen, um als Hexen und Teufel die bösen Wintergeister zu vertreiben. Erst die Etablierung des Christentums verband das Brauchtum mit der Fastenzeit. Manche Karnevalsgesellschaften und -zünfte gehen teilweise bis ins Mittelalter zurück. Trotz großer regionaler Unterschiede gibt es aber eine große Gemeinsamkeit: Ohne Süßkram geht nichts!

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.