Endlich mitreden! Die Geschichte des Frauenfußballs

DFB Frauenfußball

Frauen und Fußball? Na, klar! Schließlich ist es kein Geheimnis, dass Fußball die beliebteste Sportart in Deutschland ist. Die letzten großen sportlichen Erfolge der deutschen Nationalmannschaften liegen zwar ein paar Jahre in der Vergangenheit, dafür haben wir heute mal Zeit, einen Blick neben den Platz zu werfen. Seit gerade einmal 50 Jahren ist das Fußballspiel für Frauen hierzulande erlaubt und kämpft weiterhin mit Themen wie Anerkennung, Gleichberechtigung und Medienpräsenz. Das wirft Fragen auf: Inwieweit spielt der historische Hintergrund eine Rolle? Und wie verlief überhaupt die noch junge Geschichte des Frauenfußballs? Bevor ihr aber beim Frauenfußball endlich mitreden könnt, erst mal back to basics. (Fotos: DFB)

 

Das war doch kein Abseits!

Durch eine Vereinheitlichung der Regeln im Jahr 1863 wird Fußball erstmals als Sportart anerkannt. Heute besitzt das für Frauen und Männer einheitliche Regelwerk des DFB über 160 Seiten und bedarf eher eines Studiums als dem schnellen Überfliegen eines Magazintextes. Bricht man das Ganze jedoch auf die Grasnarbe herunter, wissen alle, dass das Runde ins Eckige muss. Und wer den Ball nach 90 Minuten öfter in das große Tor bugsiert hat, gewinnt. Die Hände dürfen dabei zu keinem Zeitpunkt zum Einsatz kommen. Nur dem Torwart/der Torfrau obliegt dieses Privileg innerhalb des 16 Meter Raums. Außerdem ist es verboten, eine Person aus dem gegnerischen Team mit zu viel Körpereinsatz am Weiterspielen zu hindern. Wird dennoch ein Foul begangen, unterbricht die Spielleitung das Spiel und bestraft ein zu heftiges Vergehen mit einer gelben Karte. Bei wiederholtem Einsteigen dieser Art folgt die Gelb-Rote-Karte und sollte es zu einem groben Foulspiel, dem Verhindern einer klaren Torchance, Tätlichkeiten oder Beleidigungen kommen, gibt es direkt die Rote-Karte. In beiden Fällen muss das Spielfeld verlassen werden. Fouls jeglicher Art im Sechzehner werden mit einem Elfmeter bestraft. Wie bereits eingangs erwähnt, macht das Fußballregelwerk keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Viele Verbände erlauben es Frauen jedoch, mit Händen oder Armen die Brust zu schützen.

Und falls es beim nächsten Fußballspiel wieder zur Diskussion kommen sollte, ob es Abseits war oder nicht – ganz kurz: Spielerinnen oder Spieler befinden sich dann im Abseits, wenn sie bei Ballabgabe des Teampartners näher zum gegnerischen Tor stehen als zwei Gegner.

Ein steiniger Weg

England ist wortwörtlich das Mutterland des Fußballs. Denn dort liegen, ebenso wie bei den Männern, auch die Anfänge des Frauenfußballs. Mit den „British Ladies“ gab es bereits 1894 ein Frauen-Fußballteam auf der Insel. Während des ersten Weltkriegs erfuhr der Frauenfußball in Großbritannien und Frankreich einen regelrechten Hype. Höhepunkt war sicher das Spiel zwischen den Dick Kerr’s Ladies und den St. Helens Ladies im legendären Goodison Park, wo über 50.000 Menschen zusahen. In Deutschland hingegen war Frauenfußball zunächst verpönt und höchstens in akademischen Kreisen gab es Frauen, die Fußball spielten. Nachdem Lotte Specht 1930 mit der Gründung des 1.DDFC Frankfurt in Deutschland Pionierarbeit leistete, gelangte man zu Zeiten des Nationalsozialismus an einen erneuten Tiefpunkt vom dem sich Frauen-Fußballdeutschland nur langsam erholen konnte. Denn als in den 1950er-Jahren wieder vermehrt Frauenmannschaften aufkamen, verbot der DFB seinen angehörigen Vereinen Frauenabteilungen: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut.“, so der DFB damals – ein Umstand, der heutzutage glücklicherweise anders ist. Davon ließen sich die Fußballerinnen jedoch nicht beeindrucken und übten ihren Sport in inoffiziellen Wettbewerben weiter aus, was einer Form des Protests gleichkam. Das ging so lange, bis 1970 der Ausschluss unter einigen Vorbehalten wie dem Verbot von Stollenschuhen oder kleineren, leichteren Bällen schließlich aufgehoben wurde.

Auch international machte der Frauenfußball weiter Fortschritte. 1984 wurde die erste Europameisterschaft für die zahlreichen Spielerinnen veranstaltet und findet seit 1997 alle vier Jahre statt. Funfact: Das deutsche Team ist hier mit acht Titeln momentan Rekordhalter! Der erste Triumph der Nationalspielerinnen wurde by the way mit einem Kaffeeservice entlohnt, was noch sehr deutlich zeigte, wie rückständig das Bild vom Frauenfußball zu dieser Zeit war. Beim Spielbetrieb auf nationaler Ebene hinkte Deutschland im europäischen Vergleich allerdings deutlich hinterher. Mit der Einführung der Frauen-Bundesliga 1989 startete eine offizielle Nationalmeisterschaft erst knapp 20 Jahre später als in vielen Nachbarländern. Die erste Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen wurde 1991 ausgetragen, wo die deutschen Damen 2003 und 2007 als Siegerinnen vom Platz gingen.

Bilder Pokal Fußball

Ein Kaffeeservice oder 350.000€?

Die historische Betrachtung von Frauenfußball bietet speziell in Deutschland also eine nahrhafte Grundlage für kritische Diskussionen. Aber auch international kommen immer wieder Debatten über Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen auf, wenn es um Fußball geht. Das belegen vor allem Zahlen. So bewegt sich der Frauenanteil beim Fußballweltverband FIFA gerade einmal bei zehn Prozent. Noch krasser wird es beim Geld. Blickt man beispielsweise auf die letzte Weltmeisterschaft 2019 zurück, winkte den Spielerinnen des deutschen Nationalteams beim Turniergewinn eine Prämie von 75.000€. Ein Jahr zuvor versprach man den Männer im selben Wettbewerb 350.000€ pro Kopf. Doch es gibt auch Gegenbeispiele: In Sportarten wie Tennis oder Leichtathletik werden Siege grundsätzlich für Frauen und Männer gleich hoch dotiert.

Im Fußball finden sich aber ebenfalls vorbildliche Exempel. So revolutionierte der norwegische Fußballverband NFF das Fußballgeschäft, als er das Budget für das Frauennationalteam genau dem der Männer anglich. Das war auch möglich, weil die männliche Nationalmannschaft Teile ihrer Werbeeinnahmen für dieses Vorhaben abgab. Es benötigte auch Frauen wie Megan Rapinoe, die sich bei der letzten WM selbst zur Symbolfigur dieses Missstandes machte, als sie sich einen medienwirksamen Disput mit ihrem Präsidenten Donald Trump lieferte. Die Bemühungen sind zielgerichtet und Frauen stellen sich der scheinbar übermächtigen Männerdomäne Fußball entgegen. Nichtsdestotrotz ist man im Fußball noch weit entfernt von gleicher Bezahlung und die „Gender Pay Gap“ ist noch deutlich zu groß, um einfach einen Schritt darüber machen zu können. Es bleibt also spannend.

Für alle Fans von Ballsportarten haben wir euch in unserem Artikel Endlich mitreden! Baseball-Regeln und Wissen kompakt alles Wissenswerte zusammengefasst! Viel Spaß und schön sportlich bleiben 😉

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Yannic

Seit 2020 bin ich Teil der Reservix-Redaktion. Weil Zuhause meine Schreibtischlampe den Geist aufgegeben hat, schreibe ich jetzt hier fleißig Texte. Ansonsten versuche ich, Barré-Akkorde zu greifen und schieße Fotos, Videos oder Bälle durch die Gegend. Achso, irgendwas mit Medien studiere ich auch noch.