Wir alle vermissen Konzerte, ob auf Seiten der Künstlerinnen und Künstler oder des Publikums. Auch die Elektro-Pop-Band MiA. musste ihre Limbo-Tour aufgrund der aktuellen Lage leider verschieben. Doch Mieze Katz, Andy Penn, Gunnar Spies und Bob Schütze konnten ihre Fans nicht länger warten lassen: Deshalb war es Zeit für Limbo – Die interaktive Streamingsause! Alles rund um dieses neuartige Event erfährst du in unserem Erfahrungsbericht.
Die Vorbereitungen und der Start
Am Abend des 7. November 2020 war es so weit. Es benötigte nur wenige Klicks, um zum Live-Stream zu gelangen: dem Link folgen, das mitgelieferte Passwort eingeben – fertig! Nur noch auf den Play-Button klicken und schon ging es los. Ich wartete geduldig und ein bisschen aufgeregt vor dem Standbild, als schließlich ein Countdown einsetzte. Eine kurze Begrüßung durch Thorsten Schröder und MiA. stieg direkt mit dem Song „Limbo“ ein. Ja, richtig gelesen: Tagesschausprecher Thorsten Schröder, der unglaublich groovig durch das Musikvideo zu „Limbo“ tanzt, eröffnete den Konzertabend.
Dann passierte natürlich das, was alle kennen, die im Home-Office arbeiten und regelmäßig mit Videokonferenzen zu tun haben. Thorsten Schröder, der für ein Interview nach dem Song bereitstand, war plötzlich stumm. Passiert wohl auch Nachrichtenprofis. Aber alles mit Humor genommen, das Problem war schnell gelöst und es ging weiter. Doch nicht nur bei MiA. gab es anfangs technische Probleme, auch bei mir zu Hause. Der Stream hat zu Beginn ganz schön geruckelt und die Qualität ist immer wieder hin und her gesprungen. Nach ein paar Minuten hat sich alles eingespielt, der Stream lief die restlichen 2,5 Stunden optimal und auch bei MiA. störungsfrei. Let’s go!
Die interaktive Streamingsause
Klar, in erster Linie performte MiA. neue und alte Songs, wie bei einem gewöhnlichen Konzert und nicht weniger mitreißend und emotional als sonst. Die Besonderheit an dieser Streamingsause war der interaktive Teil mit den Fans. Neben dem normalen Ticket hatten MiA.-Begeisterte die Möglichkeit, direkt mit ihrer Lieblingsband zu kommunizieren. Als Schnittstelle fungierte Moderator, Sänger und Autor Nilz Bokelberg, der als Chatmaster und Moderator der Show für den direkten Draht zwischen Band und Fans sorgte. Technisch wurde das mit der Software Zoom umgesetzt, die vor allem aus Online-Meetings von der Arbeit oder Universität bekannt ist.
Wer ein Ticket erworben hatte, bekam im Voraus eine Anleitung und wurde eine halbe Stunde vor Showbeginn vom Stream-Team gecoacht. Die virtuelle Konferenz wurde auf zwei großen Bildschirmen hinter der Band projiziert: Winkekatzen, selbstgebastelte Schilder, schrille Outfits, tanzende Menschen und vieles mehr waren im Hintergrund das gesamte Konzert über zu sehen. Manche Fans hatten das Glück, direkt zur Band ins Studio geschalten zu werden und mit Mieze Katz sprechen und Selfies machen zu können. Außerdem wurden sie durch Nilz Bokelmann aufgerufen, sich aktiv in die Songs einzubringen: Was gibt euch Hoffnung? Wofür protestiert ihr? Die Antworten fanden ihren Weg direkt in die passenden Lieder, die MiA. im Anschluss spielte. Und wer seinen Lieblingssong hören wollte, konnte durch die Chatfunktion die Setlist ein wenig beeinflussen.
Die Gäste und das Drumherum
Ein weiterer Punkt, der sich von klassischen Live-Konzerten deutlich unterschied, waren die geladenen Gäste. Es wurde virtuell und vor Ort gequatscht, gelacht und performt. Zu Gast waren der Berliner Kneipenchor („Hungriges Herz“), Jan Plewka von Selig („Richtig im Falschen“, „Sorgenfalter“) und die Future-Techno-Künstlerin Valentin („Machtspiele“). Natürlich finden bei realen Konzerten ebenfalls Gäste ihren Weg auf die Bühne. Durch die Streamingsause war allerdings deutlich mehr Zeit, mit ihnen zu sprechen. Dies trug maßgeblich zur gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre des gesamten Abends bei und war nie fehl am Platz.
Zwischen manchen Songs gab es kurze, aufgezeichnete Videos. Sie zeigten unter anderem einen Fan, der mit einem Konzert zu Hause überraschte oder die wohl größten MiA.-Anhängerinnen der Welt. Auch auf die Non-Profit-Organisation Viva con Agua wurde aufmerksam gemacht. Diese ist sonst viel auf Festivals unterwegs und leidet ebenfalls unter den ausfallenden Veranstaltungen. Mit der virtuellen Pfandbecherspende kannst du gemeinsam mit MiA. dafür sorgen, dass viele Menschen auf der Welt einen Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.
Mein persönliches Fazit
Limbo – Die Interaktive Streaming Sause war definitiv ein Highlight für alle, die Konzerte vermissen. Zwar sind diese Events kein Trostpflaster für eine reale Show, aber eine Chance für neue Erfahrungen im Kulturbereich sind sie allemal. Diese Art von Live-Entertainment bietet eine besondere Möglichkeit, den Künstlerinnen und Künstlern so nahe zu kommen wie sonst nur bei einem Meet and Greet. Ich selbst habe versucht, das Konzert mit einem kritischen Blick zu betrachten. Für mich war das alles auch neu. Wo sollte der Unterschied zu den unzähligen Konzertmitschnitten sein, die auf diversen Videoplattformen zu finden sind?
Spätestens nach den sage und schreibe 2,5 Stunden war ich ziemlich begeistert. Die Interaktion mit den Fans, die vielen Gäste, das aktive Mitwirken von den Zuschauerinnen und Zuschauern in das Geschehen, die liebevolle Inszenierung und die Herzlichkeit verwandelten dieses Streaming-Event in eine emotionale Sause, die Fannähe ganz groß geschrieben hat. Die Band und das Team haben sich richtig ins Zeug gelegt, um einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Dabei war ihnen stets bewusst, dass Streaming einen Live-Auftritt nicht ersetzen kann: Deshalb wurde versucht, aus dem digitalen Auftritt auch Vorteile zu ziehen, was definitiv gelungen ist. Die Greenscreen-Einlage war beispielsweise total überraschend und kreativ. Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Konzert, das ich live und online schauen darf.
Wenn dir dieser Bericht die Lust auf ein Streaming-Konzert geweckt hat, schau doch einfach mal in unserer Übersicht vorbei. Vielleicht findest du das passende Event, das du live zu dir nach Hause holen kannst!