Die feinen Unterschiede: Indie vs. Alternative

Schallplatten Sammlung

Widmen wir uns im nächsten Kapitel unserer Reihe „Die feinen Unterschiede“ zweier der 2021 kommerziell erfolgreichsten Musikgenre weltweit: Indie und Alternative. Assoziationen mit Oasis, The Arctic Monkeys und The Cure kommen auf. Doch welche dieser Kultbands gehören dem Indie-, welche dem Alternative-Sound an? Gibt es überhaupt einen Unterschied? Ergründe zusammen mit der Reservix-Redaktion die Untiefen der Musiktheorie.

 

Indie wie Independent Label


Abgeleitet vom englischen Wort „Unabhängigkeit“, meint die Independent Musik zunächst einmal die Abhebung von den großen Major Labels wie beispielsweise Universal Music, Warner Music Group und Sony Music Entertainment. Nach laufender Definition pushen diese Plattenfirmen den Mainstream. Das heißt also alles, was massentauglich ist und sich gut verkauft. Independent-Labels hingegen, seit den 1930er-Jahren in den USA bestehend, vertreiben nicht-kommerzielle Acts, Indie-Musik quasi. Seit 1980 gibt es in Großbritannien sogar die Independent-Charts.

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© cottonbro

Zum Beginn der 1950er-Jahre wurde ein solches Unternehmen als „Major Label“ bewertet, das neben der Plattenproduktion auch über die räumlichen Einrichtungen zur Pressung und zum selbstständigen Vertrieb verfügten. Indie wurde eine Zeit lang also alles Gängige bezeichnet, was abseits dieser großen Plattenfirmen released wurde. Mit der aufkeimenden Ära des Rock ’n‘ Roll stampfte man mehr und mehr Indie Labels aus dem Boden, um das neue Genre zu vermarkten. So geschah es, dass aus dem alternativen Status nicht-kommerzieller Musik das Musikgenre Indie geboren wurde. Seither meint Indie eigentlich immer Indie-Rock.

 

Alternative wie… ja, was eigentlich?


Die Hard Facts zuerst: Alternative ist überhaupt kein Musikgenre. So, jetzt ist es raus. Die Bezeichnung hat Sammelfunktion und vereint in ihrer Mitte jegliche Musikrichtung, die selbstgemacht, nach Underground oder eben auch Indie klingt. Auch beim Alternative lässt sich festhalten – und diese Gemeinsamkeit ist wahrscheinlich der schuldige Unruhestifter, weshalb man die beiden Begriffe miteinander verwechselt – dass er in Abgrenzung zum Mainstream steht. Besonders ab den 90er-Jahren, als Bands wie The Cure, Pixies, U2 und Co. auftauchten, wurde der Begriff inflationär genutzt. Zur alternativen Musik werden beispielsweise Musikrichtungen wie Garage Rock, Trip-Hop, Grunge, Emo, Future Pop und Synthie-Pop gerechnet. Hier variieren die Definitionen und Zuschreibungen natürlich. Außerdem kann Alternative ein Zusatz, eine Art stilistischer Präfix sein, was spezifische Subgenres wie Alternative-Rock schafft. Dazu gleich mehr.

 

 

Money Mashine: „Mainstream der Minderheiten“


Es lässt sich kaum bestreiten, dass Indie und Alternative mittlerweile zu den kommerziell erfolgreichsten Geldmaschinen der heutigen Musikindustrie gehören. Der Unabhängiskeits- und Außenseiter-Status hat sich auf paradoxe Weise verändert. Mittlerweile sind zahlreiche Indie-Labels außerdem von einem übergeordneten Weltmarktführer aufgekauft. Es existiert der sogenannte „Mainstream der Minderheiten“.

 

The Arctic Monkeys zum Beispiel, seit 2002 bestehend, werden dem britischen Alternative-Rock und gleichzeitig Indie zugeordnet. Denn ihre Einflüsse stammen aus dem Garage-Rock und Post-Punk. Und das mit bis zu sechsfachem Platinstatus und Abermillionen Fans. Hier fällt noch etwas auf: Schon mal bemerkt, mit wie vielen Genres sich beide Kategorien, Independent und Alternative, mischen lassen? Indie-Rock, Indie-Pop, Electro-Indie, Indie-blablabla und Alternative-Metal, Alternative-Country, blablabla. Während Genrezuschreibungen Ordnung in die Musiktheorie bringen sollen, verwirrt die Quantität der Variationen hier eher.

 

Indie und Alternative im direkten Vergleich


Also, nochmal: Independent steht ursprünglich für die Musik, die unabhängig der weltmarktführenden Major Labels produziert wurde – im wirtschaftlichen und stilistischen Sinne. Aufgrund des Rock ’n‘ Roll Erbes dieser Label, ist Indie heute dem Independent-Rock gleichgestellt. Genauer: Aus R’n’B wurde Rock ’n‘ Roll wurde Indie-Rock. Indie gilt immer als alternative Musik, doch Alternative ist nicht immer Indie. Sondern unter den Sammelbegriff fällt alles, was aus dem Do-it-yourself- und Underground-Bereich kommt.

Dir gefällt, was du liest? Entdecke die vielen weiteren Artikel aus unserer Erfolgsserie „Die feinen Unterschiede“ im Ticketmagazin. Unsere Tagesempfehlung: Die feinen Unterschiede: Rap vs. Hip-Hop und Die feinen Unterschiede: Folk vs. Volksmusik.

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Musa

Seit 2017 bin ich Teil des Reservix-Teams. Wenn ich nicht für das Ticketmagazin schreibe, verbringe ich im flackernden Kerzenschein einsame Stunden an meiner Schreibmaschine, um humanistische Liebesgedichte und Fanbriefe an Paul McCartney zu verfassen. Gerne auch zu einem Gläschen Malzbier.