Die feinen Unterschiede: Jazz vs. Swing

Jazz Bild

In unserer Reihe „Die feinen Unterschiede“ beleuchten wir regelmäßig zwei naheliegende, aber dennoch unterschiedliche Genres aus dem so unerschöpflichen Musikkosmos. Heute geht es zunächst um die Frage, wo Jazz überhaupt herkommt und wie sich daraus der Swing, die Tanzmusik der 1920er-Jahre, entwickelte. Let’s dive in! Die feinen Unterschiede: Jazz vs. Swing.

Von New Orleans in die Welt

Das Ende des 18. Jahrhunderts war der Beginn eines neuen Musikgenres — Jazz. Für dieses so vielfältige Genre gibt es kein genaues Geburtsdatum, sondern wie so oft ist auch Jazz das Ergebnis einer langjährigen Entwicklung. Diese nahm um die Jahrhundertwende in New Orleans seinen Lauf. Inspiration lieferten die „Marching Bands“, die in kleinen Gruppen mit Blasinstrumenten durch die Straßen zogen und ihre Stücke in- und auswendig musizierten. Melodische Hymnen und Volkslieder fusionierten gewissermaßen. Auch der „Ragtime“ wird gerne als inspirierender Vorläufer der Jazzmusik betitelt und integrierte vor allem Instrumente wie Klavier oder Banjo in das kreative Zusammenspiel des New Orleans Jazz.

saxophon

Jazz ist nicht gleich Jazz

New Orleans Jazz, Hot Jazz, Trad Jazz, Dixieland, Swing, Big Band, RatPack, BeBop und Wie-viele-Subgenres-gibt-es-noch-Jazz? Die bunte Welt dieses Genres lässt uns schnell den Überblick verlieren. Gerade unerfahrenen Hörerinnen und Hörern fällt es schwer, vielen Stile zu unterscheiden. Hört sich das nicht alles irgendwie jazzy an? Allgemein lässt sich festhalten, dass die Abweichungen zwischen den Stilrichtungen vor allem kultureller Natur sind. So wurde beispielsweise der New Orleans Jazz zunächst überwiegend von der afroamerikanischen Bevölkerung praktiziert, wohingegen der Dixieland Jazz zum Stil der weißen Bevölkerungsschicht wurde. In der Musik spiegelte sich das in einem klareren Soundbild und einem größeren Fokus auf Technik oder Harmonien im Vergleich zum New Orleans Jazz wider. Im Verlauf der Geschichte vermischen sich die Richtungen und grenzen niemanden mehr aus. Grenzen sind im Jazz generell schwer zu ziehen, sie verlaufen bestenfalls fließend.

Jazz für alle. Let’s Swing!

Aber wie konnte der Swing zum populärsten Subgenre des Jazz werden? Warum begeistert er bis heute dermaßen viele Menschen? Swing entspringt dem Jazz der 1920er-Jahre. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 war es für Musikerinnen und Musiker schier unmöglich, alleine zu überleben. So schlossen sich die Individualisten zusammen und erste Big Bands entstanden. Diese neuen Gruppengrößen erforderten mehr Organisation und die musikalischen Arrangements mehr Präzision. So blieben die vom Jazz bekannten improvisierten Soli zwar, mussten aber ins neue Gesamtbild gerückt werden. Was dabei herauskam, waren massentauglicher Klang und tanzbare Rhythmen. Die Band rückte in den Fokus und damit die Assoziation zum Tanz. Auch der volle Klang der Instrumente trug zu einer größeren Hörerschaft bei. Die sogenannten Jazzorchester wuchsen immer weiter. Verschiedene Saxophone spielten, Trompeten und Posaunen kommunizierten förmlich miteinander, dabei gaben Klavier, Bass und Schlagzeug den Rhythmus vor. Querflöten und Klarinetten ertönten ebenfalls und verpassten dem Swing gewisse Raffinesse. Mit dieser neuen Vielfalt entwickelten sich auch innerhalb des Swings von Region zu Region diverse Stile wie zum Beispiel der Western oder Kansas Swing.

 

Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges endete die Blütezeit des Swings, da viele Bands und ihre Mitglieder auseinandergerissen wurden. Heute hat die Welt das Genre glücklicherweise wiederentdeckt! Und auch Jazz hat sich nicht im Geringsten unterkriegen lassen, sondern stetig weiterentwickelt, ohne die Ursprünge zu vergessen. Als Jazzfan wirst du ihn sicher schon kennen und wenn nicht, dann solltest du jetzt aufmerksam die Ohren spitzen. Gregory Porter ist das menschliche Paradebeispiel für Jazz unserer Zeit. Besuche uns auf dem Portal und finde jazzige Konzerte in deiner Nähe.

Du möchtest mehr über die feinen Unterschiede innerhalb der Musik- und Kulturszene erfahren? Dann schau dir auch unsere anderen Artikel aus der Reihe an, als da wären Rap vs. Hip-Hop oder auch Musiktheater vs. Musical.

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Yannic

Seit 2020 bin ich Teil der Reservix-Redaktion. Weil Zuhause meine Schreibtischlampe den Geist aufgegeben hat, schreibe ich jetzt hier fleißig Texte. Ansonsten versuche ich, Barré-Akkorde zu greifen und schieße Fotos, Videos oder Bälle durch die Gegend. Achso, irgendwas mit Medien studiere ich auch noch.